Königin der Federn

28.02.2019

Voller Spannung: Wie eine Chefin mit Herz und Kompetenz den Jüngsten ihren Familienbetrieb erklärt.

Tabea Schäfer ist eine Geschäftsführerin mit Herz. Sie leitet mit viel Kompetenz und Leidenschaft das Familienunternehmen Bahner & Schäfer GmbH in 3. Generation. Seit über 80 Jahren werden an den Standorten Lugau und Oelsnitz/Erzgeb. Schlossereiprodukte, Drahtfedern und Biegeteile aus Federstahl gefertigt.

Tabea Schäfers Credo lautet:

„Leben ist mehr als Arbeiten und Geld verdienen.“

Spürbar ist das am guten Betriebsklima und an den familienorientierten Arbeitszeitmodellen. Sie engagiert sich als Unternehmerin seit vielen Jahren im sozialen Bereich, nicht nur finanziell, sondern auch mit ungewöhnlichen Aktionen. An einem Donnerstagmorgen im November, gegen 9:00 Uhr, empfängt Tabea Schäfer die Vorschulgruppe des christlichen Kindergartens „Saatkorn“ aus Hohndorf zu einer wahrhaft spannenden Betriebsführung.

Gespannte Erwartungen

Zum Kindergarten pflegt Tabea Schäfer eine enge Beziehung, hat den Trägerverein vor 15 Jahren mitgegründet und war über viele Jahre im Vorstand aktiv. Sie möchte mit ihrem Engagement dazu beitragen, dass junge Familien in der Region bleiben und gute Rahmenbedingungen vorfinden. Gespannt sitzen die 5- bis 6-Jährigen zunächst ganz still auf den großen Holzpaletten in der Werkhalle. 24 neugierig fragende Augen schauen auf Tabea Schäfer. Was wird hier wohl gleich passieren?

Tabea Schäfer hält sich nicht lange bei der Vorrede auf. Sie fragt deshalb ganz direkt: „Was ist eine Feder?“ Die Kinder assoziieren damit zuerst das Federkleid von Huhn und Ente. Klar, das kennen sie auch von Kopfkissen und Federbett. Geschickt lenkt Tabea Schäfer die Kinder auf technische Federn aus Metall, die Produkte der Firma. Dazu hat sie eine Schautafel vorbereitet und reicht den Kindern verschiedene Federn. Sie begreifen so im wahrsten Sinne den Unterschied zwischen Druckfedern und Zugfedern. Beim Zusammendrücken beziehungsweise Auseinanderziehen der Federn gibt es großen Spaß. Manche Federn lassen sich überraschend leicht verformen, andere nur sehr schwer.


Bahner & Schäfer GmbH

Kurt-Mauersberger-Straße 7

09376 Oelsnitz

Fon : +49 37298 / 18890

Email : info@bs-federn.de

www.bs-federn.de

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Bahner & Schäfer hat ein großes Produktspektrum, wozu auch Schenkelfedern, Doppelschenkelfedern, Flachfedern und Biegeteile gehören. Die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zwei Auszubildende fertigen viele Federn mit besonderen Bearbeitungsdetails und hoher geometrischer Komplexität. Zum Einsatz kommen sie in Gebrauchsgütern, wie Müllbehältern und Bürostühlen, in Industrieprodukten, wie Filtertechnik, in Landmaschinen und Nutzfahrzeugen, wie Gabelstaplern. Diese Vielfalt zu managen, gelingt mit gut geschulten Mitarbeitern und einem guten Maschinenpark. Das Know-how mit reichem Erfahrungsschatz aus Jahrzehnten sichert die Aufträge für anspruchsvolle Produkte.


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„Der Betrieb wächst wie ein Baum“

Sehr anschaulich erklärt Tabea Schäfer den Kindern als Nächstes, was ein Familienbetrieb ist. „Der Betrieb wächst wie ein Baum, der hat Wurzeln, einen Stamm und viele Äste.“ Die Firma wurde 1931 vom Opa als Schlosserei gegründet, der Vater übernahm, heute tragen Tabea Schäfer und ihr Mann Matthias am Standort Oelsnitz die Verantwortung. Der Bruder führt die Schlosserei in Lugau, die Schließsysteme, Tore, Geländer und Treppen herstellt. Seit 2010 steht die Werkhalle im Gewerbegebiet „Hoffeld“ in Oelsnitz, wo die Federnproduktion läuft. Wurzel, Stamm, Äste – die Analogie zur Familie und zur Anzahl der Mitarbeiter zeigt den Kindern, dass die Firma sich mit jeder Generation weiterentwickelt.

Jetzt werden die kleinen Vorschüler lebhaft. Tabea Schäfer hat es geschafft, die Kinder noch neugieriger zu machen. Fragen über Fragen prasseln auf sie ein: „Warum sind Federn aus Metall und nicht aus Plastik?“ Geduldig erklärt sie die besseren Eigenschaften von Metall: lange Haltbarkeit, gleichmäßige Spannung, immer verlässliche Zug- oder Druckbewegung. Am Arbeitsplatz von Matthias Schäfer bekommen die Kinder eine Riesenfeder für einen Gabelstapler in die Hände. Sie versuchen, die Feder zusammenzudrücken. Aber diese Feder ist stärker. Matthias Schäfer ist Produktionsleiter und sorgt für Qualität und reibungslose Abläufe in der Fertigung. Tabea Schäfer versteht sich dagegen eher als „Außenminister“, wie sie sagt, kümmert sich um Kaufmännisches und pflegt den Kontakt zum Kunden.

Im Backofen von Stahl zu Gold

An der Anlage gegenüber wird es plötzlich warm. „Warum müssen Federn in einen Backofen?“ Nun ja, es ist kein richtiger Backofen. Der sogenannte Durchlaufofen erfüllt aber eine ähnliche Funktion. Er „bäckt“ die Federn fertig, erklären die Schäfers den Kindern. Gerade laufen hunderte Federn durch den Ofen, die später in Mülleimerdeckeln verbaut werden. Ein weiterer Vergleich schafft Verständnis: „Wie in einer Sauna“, sagt Matthias Schäfer, „entspannen die Federn hier bei angenehmen Temperaturen und fühlen sich wohl. Danach können sie sich besser bewegen.“

Angenehm? Nun ja, bei knapp 400 Grad ist das Ansichtssache. Man möchte in die Köpfe der lachenden Kinder hineinsehen, was die sich jetzt wohl so vorstellen. Nach dem Backen im Ofen haben die Federn ihre Farbe von Silber zu Gold geändert. Mitarbeiterin Gitta Jungmann, die am Ofen arbeitet, erscheint wohl dem einen oder anderen Kind als Goldmarie. Jedenfalls fasziniert alle die Vorstellung, dass hier Stahlfedern zu Goldfedern werden.


Unterwegs als Botschafter

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Wie viel wiegt eine Vorschulgruppe?

Und weiter geht es auf der Entdeckungsreise in die Versandabteilung, wo die Federn für die Kunden abgezählt und verpackt werden. Die Vorschüler sind fit in Sachen Zahlen und verstehen schnell das Prinzip der Zählwaage. Rechnen von 1 bis 10 ist natürlich gar kein Problem. Auf der Materialwaage erstellen Tabea Schäfer und Gitta Jungmann das Wiegeprotokoll eines jeden Kindes. Dieses wird im Vorschulhefter als Erinnerung gut aufgehoben. Jetzt kommt das große Rätsel für die Kinder. Wie viel wiegt wohl eine Vorschulgruppe? Trotz zähen Verhandelns der Kinder mit den Erzieherinnen wollen diese nicht mit auf die Waage. Zunächst raten die Kinder: „100, 1.000, 1.500 Kilogramm“, werden gerufen. Keiner ist sich sicher. Das Ergebnis erstaunt alle: Die zwölf Kinder wiegen zusammen nur 264 Kilogramm. Staunen und
lernen – das passt doch gut zusammen.

Zum Konzept der Vorschule erläutert Erzieherin Josefine Schelter: „Wir unterstützen die Selbstlernprozesse der Kinder, deshalb sind sie auch sehr offen und aufmerksam, was ihre Umwelt betrifft.“ Die Erzieherinnen wollen den Kindern kein fertiges Wissen vermitteln, sondern sie sollen selbst die Welt entdecken, ihre Fragen stellen und sich Wissen aneignen. Im Vorschulprogramm der nächsten Wochen und Monate warten noch weitere Exkursionen auf die Kinder: ein Besuch beim Bürgermeister, beim Bäcker, in der Tischlerwerkstatt und auf der Polizeidienststelle.

Märchenhaftes Ende

An diesem Vormittag bei Bahner & Schäfer erleben die Kinder noch einiges mehr: Wie sitzt es sich auf dem Gabelstapler? Wie steuert ein Computer ein Mehrachs-Bearbeitungszentrum? Wie funktioniert eine Drehmaschine? Im Nu verfliegen so mal ganz locker zwei Stunden. So viel Spannung und Wissen machen hungrig. Im Pausenraum der Firma wartet auf die Kinder eine Obstpause.

Zum Schluss wird die Szenerie beinahe märchenhaft: Tabea Schäfer bekommt als Dankeschön eine von den Kindern gebastelte bunte Krone. Sie ist wohl für die Kinder heute die Königin der Federn. Von spielerisch leicht bis enorm spannend, flexibel und zuverlässig, beweglich und trotzdem dauerhaft – Federn haben viele gute und nützliche Eigenschaften. So stehen die bei Bahner & Schäfer hergestellten Federn fast wie ein Symbol für das flexible, zuverlässige und spannende Unternehmen mit großem Familiensinn.

Text: Carsten Schulz-Nötzold
Fotos: Georg Ulrich Dostmann


Magazin „Herzland“

Diese Gechichte erschien zuerst im Magazin „Herzland - Gedacht.Gemacht.Erzählt“. Hier kannst du das gesamte Magazin online lesen, als PDF herunterladen oder gedruckte Exemplare nach Hause bestellen.

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