Spezialitäten und regionale Lebensmittel im Erzgebirge

Die traditionelle erzgebirgische Küche ist deftig und von regionalen Zutaten geprägt. Dies liegt nicht zuletzt an den in der Vergangenheit stetig wechselnden wirtschaftlichen Verhältnissen der Menschen, die Bergleute, Handwerker oder Land- und Forstwirte waren. Hinzu kommt das raue Klima, das nicht jede Pflanze gedeihen lässt. Dennoch gelang es den Köchinnen und Köchen der Region immer wieder, aus den gegebenen Mitteln mit Improvisationskunst und Kreativität hervorragende Speisen und Gerichte mit Charakter zu zaubern.

Ein besonderes Augenmerk der erzgebirgischen Küche liegt auf Kartoffel- und Getreideerzeugnissen, Pilzen- und Wildgerichten, aber auch auf Wald- und Feldfrüchten sowie auf heimischen Kräutern und Gemüsesorten. Hinzu kommen tierische Produkte wie Schwein, Rind oder Geflügel, die sich bereits seit Jahrhunderten auf erzgebirgischen Bauernhöfen finden. Nicht zu vergessen ist das gute erzgebirgische Bier, das bis heute in den kleinen und großen Brauereien der Region verkostet werden kann. Sowohl beim Bier als auch beim Essen ist der böhmische Einfluss in der Erzgebirgsküche unverkennbar.

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10 erzgebirgische Spezialitäten, die man probiert haben muss

„Neinerlaa“ („Neunerlei“)

Das „Neunerlei“ gehört zu den bekanntesten erzgebirgischen Spezialitäten und wird traditionell am Heiligabend gegessen. Über die genaue Zusammensetzung der neun Teilgerichte lässt sich quer durch die Region trefflich diskutieren. Typischerweise sind im „Neinerlaa“ enthalten: Geflügel (Gans oder Ente), Schwein (als Bratwurst oder Braten), Fisch (Karpfen oder Hering), Sauerkraut, Selleriesalat, Grüne Klöße, Linsen, Semmelmilch mit Schwarz- oder Preiselbeeren, Nüsse, Brot und Salz.

„Buttermilchgetzen“ oder „Dansch“

Der „Buttermilchgetzen“ ist Beleg dafür, was die Erzgebirgler aus Kartoffeln zaubern können. Eine Masse aus rohen und gekochten, jeweils geriebenen Kartoffeln wird unter Zugabe von Buttermilch und weiteren Zutaten zu dem leckeren „Getzen“. Je nach Belieben kann dieser mit Speck, Kräutern oder Hofkäse herzhaft sein oder mit Heidelbeeren, Apfelmus o. Ä. als Süßspeise zubereitet werden.

„Stolln“

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es heißt „der Stollen“ und nicht „die Stolle“ – auch wenn das anderswo nicht so gesehen wird. Ohne dieses Weihnachtsgebäck kann der Erzgebirger das Fest der Feste nicht begehen. Dabei ist, durch den besonderen Querschnitt in Form eines Mundlochs, der Bezug zum Bergbau unverkennbar.

„Kalter Hund“

Apropos Süßspeise: Um den „Kalten Hund“ kommt man im Erzgebirge nicht herum. Dafür werden Schokomasse und Kekse schichtweise in eine Kastenform gegeben, woraus ein leckerer Kuchen entsteht. Sowohl die Kastenform als auch der Name „Hund“ sind konkrete Hinweise auf den Bergbau; Form und Name leiten sich vom „Grubenhunt“ ab, dem kastenförmigen Förderwagen der Bergleute.

„Klitscher“ (Kartoffelpuffer)

Da haben wir sie wieder, die Kartoffel. Beim „Ardäppelklitscher“ (Kartoffelpuffer) werden rohe oder gekochte Erdäpfel gerieben, gewürzt und anschließend als kleine Taler ausgebacken. Mit Apfelmus und Zucker sind „Klitscher“ ein Genuss für „Süßguscheln“. Herzhaft werden sie mit Kräuterquark, Tafelspitz oder Pilzen serviert.

„Griene Kließ“ (Grüne Klöße)

Eigentlich sind „Griene Kließ“ kein eigenständiges Gericht, aber sie sind als Beilage aus zahlreichen erzgebirgischen Spezialitäten nicht wegzudenken. Die Basis der Grünen Klöße ist natürlich die Kartoffel, die vom Vortag sein muss. Hinzu kommen frische, ungekochte Kartoffeln und Gewürze. Alles wird gerieben, ausgepresst, zu Klößen geformt, gegart und fertig sind die Beilagen fürs „Neinerlaa“, für die „Schwammebrieh“ und vieles mehr.

„Schwammebrieh“ (Pilzsuppe)

Pilze gibt es in den erzgebirgischen Wäldern zuhauf. Dass die Erzgebirger daraus etwas machen, ist doch klar. Das Ergebnis sind leckere „Schwammesuppn“, die je nach gesammelten Waldpilzen, Familienrezept und verfügbaren Zutaten anders zubereitet werden – aber mit eigenhändig gesammelten Pilzen immer ein Genuss sind.

„Raachemaad“ oder „Rauchemaad“

Zurück zur Kartoffel: Die „Rauchemaad“ wird in fast jedem Tal des Erzgebirges anders ausgesprochen, aber ähnlich zubereitet. Hierfür werden Kartoffeln vom Vortag gerieben, gewürzt, mit weiteren Zutaten wie Quark und Leinöl versehen und anschließend in einer gusseisernen Pfanne gebacken. Natürlich ohne sie verbrennen und damit rauchen zu lassen.

Hagebuttensuppe

Die Hagebutte gilt als gesunde Winterfrucht und ist im Erzgebirge häufig anzutreffen, etwa als Basis für die traditionelle Hagebuttensuppe, die in der Weihnachtszeit als Vorsuppe serviert wird. Die Zubereitung erfordert Zeit, da die Hagebutten entkernt und getrocknet werden müssen. Mit Mandeln oder Rosinen verfeinert, entschädigt die Suppe für den Aufwand.

„Schieböcker“

Der „Schieböcker“ ist nicht in jeder Erzgebirgsregion verbreitet. Wenn man die Gelegenheit hat, ihn zu kosten, sollte man zuschlagen. Aus der Mischung verschiedener Käse mit Butter, Gewürzen und Bier entsteht der kräftig-würzige „Schieböcker“. Am besten schmeckt er auf frischem Schwarzbrot, mit Zwiebelringen und Gewürzgurken.

Regionale Lebensmittel im Erzgebirge kaufen

Die Ursprünge erzgebirgischer Spezialitäten liegen in deren Zutaten, die zumeist von den hiesigen Äckern, Feldern und Wäldern stammen. Und auch heute werden viele Lebensmittel von regionalen ERZeugern angebaut, hergestellt und verkauft.

Egal ob hausmacher Wurst, Biokäse, Mehl aus einer erzgebirgischen Mühle, Aufstriche, frische Milch oder Gemüse der Saison: Wenn man weiß, wo die Produkte herkommen, schmecken sie nochmal so gut. Vertrauen in Lebensmittel zu haben ist vielen Menschen immer wichtiger. In jedem Ort des Erzgebirges gibt es Höfe oder Manufakturen, die mit viel Wissen und Herzblut richtig Gutes vom Land herstellen. Die Auswahl ist riesig. Wer im Erzgebirge regional einkaufen möchte, braucht dabei nicht mehr unbedingt von Hof zu Hof zu fahren. Inzwischen gibt es sinnvolle Alternativen, um seinen Einkaufskorb direkt an einem Ort zu füllen oder sich füllen zu lassen.

Frassgusch – Wo Tante Emma auf Nachhaltigkeit trifft.

Die „Frassgusch“ ist ein kleiner aber feiner Laden in Drebach, der ein breites Sortiment an biologisch wertvollen und regionalen Lebensmitteln anbietet. Auf 40 Quadratmetern offenbart sich eine Fülle an ausgewählten Produkten von Obst, Gemüse, Eiern, Milchprodukten bis hin zu Delikatessen auf kleinem Raum. Eine Besonderheit: Einige Dinge gibt es unverpackt. So werden z.B. Dinkelmehl, Rübenzucker, Sesam, rote Linsen und Reis in mitgebrachte Gefäße abgefüllt. Das spart Verpackungsmüll. Bewusst konsumieren, auf Regionalität besinnen und Inhaltsstoffe von Lebensmitteln hinterfragen, ist die Idee hinter der „Frassgusch“. Ein Plausch mit der Chefin an der Kasse des „Tante-Emma-Ladens“ gehört zum Einkauf dazu. Mittlerweile gibt es die „Frassgusch“ auch in anderen Erzgebirgsorten, in Marienberg und Zschopau .

Lößnitzer Regio-Markt – Produkte von lokalen Landwirten

Ausschließlich Produkte von lokalen Landwirten gibt es im Lößnitzer Regio-Markt der Agrargenossenschaft Lößnitz- Stollberg . Dazu gehören Fleisch- und Wurstwaren, Konserven, Fertiggerichte, Molkereiprodukte oder Honig von den derzeit 91 eigenen Bienenvölkern. Außerdem können Mühlenprodukte wie Mehl und Backwaren, Gewürze, Eier, Nudeln, Kartoffeln, Säfte, Konfitüren und Marmeladen erworben werden. Im Sortiment befinden sich weiterhin Kaffee vom Samocca in Aue sowie Spirituosen aus Lautergold. Um die Produktpalette zu erweitern, wird immer nach weiteren regionalen Herstellern gesucht. Die Agrargenossenschaft baute den Direktvertrieb in den letzten Jahren konsequent aus. Ein Drittel der 120 Mitarbeiter arbeiten allein in der Direktvermarktung. Denn der Betrieb betreibt zudem acht Fleischereifilialen in der Region unter dem Namen „Silberfleisch“.

Wer lieber online aber dennoch regional shoppen möchte, kann auf www.erz-regiofleisch.de seinen Warenkorb füllen und dann im Markt abholen.

Marktschwärmer – Das Erzgebirge schwärmt für gute Lebensmittel

Marktschwärmereien sind eine Art Wochenmarkt mit Vorbestellung. Im Erzgebirge gibt es aktuell drei – in Lugau, Schneeberg und Schwarzenberg . Kunden bestellen über die Online-Plattform bei regionalen Erzeugern aus deren Sortiment und zahlen ihre Ware auch gleich online. Wöchentlich kommen alle an einem Ort zusammen und die Käufer holen ihre georderten Produkte direkt vom jeweiligen Anbieter ab. Die Kunden wissen so, wer ihre Lebensmittel herstellt und können Fragen zu Produkten und deren Herkunft stellen. Die Organisatoren betreuen die Online-Plattform und kümmern sich um einen Treffpunkt für die Schwärmereien. Außerdem bauen sie einen Stamm aus Erzeugern und Verbrauchern auf und erweitern ihn ständig. Die Idee der Marktschwärmer stammt aus Frankreich. Inzwischen haben sich Tausende Schwärmereien in ganz Europa gegründet.

Tipp: Leitfaden Regionale Lebensmittel erfolgreich online vermarkten

Ein Leitfaden des sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gibt kurz und prägnant Tipps, wie ein Geschäftsmodell zur Onlinevermarktung entwickelt werden kann. Im Mittelpunkt der Veröffentlichung stehen die Vermarktung über den eigenen Online-Laden oder in Kooperation mit anderen Partnern. Wichtige Aspekte der Onlinevermarktung werden mittels eines Arbeitsbaukastens auf Basis des Business Model Canvas vorgestellt. Zudem steht eine Checkliste für die Praxis zur Verfügung.

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