16.11.2016
Die SIGMA Medizin-Technik produziert unter der Marke NEUROWERK Geräte und Zubehör zur neurologischen Diagnostik.
Dabei ist das Unternehmen aus dem Erzgebirge der deutschlandweit einzige Hersteller für klinische EEGs (Elektroencephalographen) und EMGs (Elektromyographen), vielfach eingesetzte Geräte zur Diagnostik des Zentral- und peripheren Nervensystems. Hier behaupten sich die Erzgebirge mit innovativer Technik und einer konsequenten Service-Orientierung gegenüber internationalen Mitbewerbern.
Gelenau, 17. November 2016. Am Rande des erzgebirgischen Dorfes Gelenau, mit bester Anbindung nach Chemnitz, befindet sich das örtliche Gewerbegebiet. Dass hier – zwischen Industrieunternehmen, Handwerkern und Autohäusern – Deutschlands einziger klinischer EEG- und EMG-Hersteller sitzt, vermuten wohl die wenigsten. „Seit 2010 sind wir an unserem heutigen Firmensitz in Gelenau“, verrät Geschäftsführer Dr. Jochen Schwind. „Unsere Geschichte begann aber 1990 in Schneeberg und später zogen wir nach Thum.“ Als dort der Platz zu eng wurde, orientierte man sich zum 20-jährigen Firmenjubiläum nach Gelenau. Hier produziert die SIGMA Medizin-Technik GmbH unter der Marke NEUROWERK medizinische Geräte und Zubehör, vor allem für neurologische Diagnosen. Die NEUROWERK-Produkte ermöglichen es niedergelassenen Ärzten und Kliniken, das Zentralnervensystem, das periphere Nervensystem oder das autonome Nervensystem von Patienten zu untersuchen.
Vom Handelsunternehmen zum international gefragten Hersteller
Dr. Jochen Schwind ist studierter Medizintechniker und arbeitete 10 Jahre in einem neurologischen Labor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Von dort aus wechselte er 1987 ins Klinikum nach Aue . Hier war er maßgeblich am Aufbau einer neurologischen Abteilung beteiligt und führte die ersten Messungen zur Diagnose von Erkrankungen des Nervensystems im Erzgebirge durch. „Damals arbeiteten Ärzte und Medizintechniker gemeinsam an der Diagnose, das Medizinische und das Technische waren so eng miteinander verzahnt“, berichtet Dr. Schwind.
Mit der politischen Wende kam dann aber auch die strukturelle Änderung des Gesundheitssystems und der berufliche Wandel für den Erzgebirger. 1990 gründete er ein Handelsunternehmen für neurologische Medizintechnik und stattete Ärzte und Kliniken der Region mit entsprechenden Geräten aus. Gleichzeitig konnte Dr. Schwind die Ärzte durch seine Erfahrung auch im Umgang mit den Geräten schulen und beraten. 1995 gründete er gemeinsam mit seinem ehemaligen Schulkameraden Dietrich Scheithauer die SIGMA Medizin-Technik GmbH. Mit Unternehmensgründung startete im Hause SIGMA die Entwicklung eigener Produkte, vor allem von EEG-Geräten. Mitte der 2000er wurde die Produktpalette durch ein eigens entwickeltes EMG erweitert und der Markenname NEUROWERK kreiert. „Mit diesem Schritt konnten wir einen deutlich gestiegenen Bekanntheitsgrad und ein kontinuierliches Wachstum verzeichnen“, resümiert der Chef des erfolgreichen 24-Mitarbeiter Unternehmens.
Service-Orientierung als Erfolgsrezept gegen Großkonzerne
Der Aufbau der Marke NEUROWERK war nur ein Element des Erfolgsrezeptes der SIGMA Medizin-Technik. Ein weiterer zentraler Baustein bestand von Beginn an in einer konsequenten Service-Orientierung. „Wir haben eine verhältnismäßig große Service-Abteilung. Außerdem sind wir durch verschiedene Standorte und geschulte Partner in jeder Ecke Deutschlands vertreten, sodass wir nah am Kunden agieren können“, erklärt Dr. Schwind den Dienstleistungsgedanken. Dabei geht es vor allem darum, schnell für den Kunden erreichbar zu sein, ihm bei allen Themen rund um das Produkt zur Seite zu stehen und damit über den Produktverkauf hinaus ein kompetenter sowie verlässlicher Partner für Ärzte und Kliniken zu sein. Ergänzt wird das Service-Spektrum durch regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen, die auch in Zusammenarbeit mit Ärzten durchgeführt werden.
Mit dieser kundenorientierten Marktausrichtung konnte sich das Unternehmen gegenüber weltbekannten Konkurrenten durchsetzen. „In den 2000ern gab es eine große Kaufwelle in der Branche. Zahlreiche Unternehmen wurden von amerikanischen Großkonzernen übernommen, welche damit eine Marktmacht in der Medizintechnik-Branche erzielten“, blickt der Experte zurück. „Unsere Firmenphilosophie fußte aber schon immer auf einer starken Service- sowie Kundenorientierung. Das hat sich bezahlt gemacht, denn genau damit konnten und können wir gegenüber den Konzernen punkten.“ Das Ergebnis dieser Strategie kann sich sehen lassen: So ist die SIGMA Medizin-Technik GmbH nicht nur der einzige klinische Hersteller für EEGs und EMGs in Deutschland, sondern ist mit seinen Produkten hierzulande mittlerweile flächendeckend vertreten. So zählen Krankenhäuser und Arztpraxen in der ganzen Republik zu den Kunden des Unternehmens. Darüber hinaus geht mittlerweile auch ein Drittel der Produkte in zirka 40 Länder der Erde, vor allem in den arabischen Raum, aber auch nach Vietnam, China oder Osteuropa.
Durch Forschungsprojekte immer einen Schritt voraus
Die Medizintechnik der Erzgebirger wird im eigenen Haus entwickelt und konfektioniert. Einzelne Komponenten, wie spezielle Hardware, Software oder IT-Bestandteile werden nach Vorgaben von SIGMA gemeinsam mit Kooperationspartnern produziert. „Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch an unsere Produkte. Aus diesem Grund werden die Komponenten in Deutschland hergestellt. Damit setzen wir den Qualitätsbegriff ‚Made in Germany‘ in die Tat um, was nicht nur für unsere ausländischen Kunden von großer Bedeutung ist“, beschreibt Jochen Schwind die Vorteile. „Unsere Produkte sind robust, einfach bedienbar und für unsere Kunden absolut alltagstauglich.“ Dennoch arbeitet man in Gelenau kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Geräte und Zubehörteile. „Wir schicken regelmäßig kleine Spähtrupps nach oben, in die Spitzenforschung“, schmunzelt Dr. Schwind. Damit gemeint sind unter anderem gemeinsame Projekte mit Forschungsinstitutionen wie der TU Ilmenau, der TU Dresden oder verschiedenen Kliniken in Deutschland. Auch wurden bereits Entwicklungsvorhaben mit Wirtschaftsunternehmen, wie einem Cargo-Dienstleister, umgesetzt. Als nächstes ist ein Projekt mit einem Forscher in Australien geplant. „Wichtig ist für uns dabei immer, dass wir über diese Projekte Impulse zur Weiterentwicklung unserer Produkte bekommen und uns so immer wieder zukunftsorientiert aufstellen, indem wir beispielsweise neue Märkte erschließen können“, so der Geschäftsführer. Aus diesem Grund ist man gerade dabei, die eigene Entwicklungsabteilung auf- und auszubauen. Dies geschieht unter anderem im Rahmen der ESF-Technologieförderung durch die Beschäftigung eines InnoManagers.
Für das weitere Wachstum des Unternehmens sucht man bei SIGMA Medizin-Technik auch nach Mitarbeitern, beispielsweise aus der IT, der Medizintechnik, aber auch Quereinsteiger: „Vor drei Jahren haben wir eine Arabistikerin eingestellt, speziell für unsere arabischen Märkte. Zudem freuen wir uns, seit kurzem einen Syrer im Team begrüßen zu dürfen. Er kam als Flüchtling nach Deutschland und bringt eine große neurologische Medizintechnik-Expertise aus seiner Heimat mit, sodass er uns hervorragend unterstützen kann“, freut sich Dr. Jochen Schwind über den neuen Kollegen.