Welterbe-Status soll nicht wie "Käseglocke" wirken
VON THORALD MEISEL
FREIBERG /ÚSTÍ NAD LABEM - Am ersten Februar 2013 soll bei der Weltkulturorganisation der Uno (Unesco) in Paris die Bewerbung für das Welterbe-Projekt "Montanregion Erzgebirge " eingereicht werden. Bereits 1998 hatte der Freistaat Sachsen das Projekt auf die Warteliste gesetzt. In die Vorauswahl kamen nunmehr 55 Objekte, davon 38 von sächsischer Seite. Darüber informierte am Donnerstag auf einem Symposium im nordböhmischen Aussig/Ústí nad Labem Jane Ehrentraut vom Förderverein Montanregion Erzgebirge.
Zeugnisse aus 800 Jahren
Dazu gehören die historischen Altstadtgebiete von Freiberg, Schneeberg und Marienberg , die Saigerhütte Obernhau-Grünthal und Lengefeld, auf tschechischer Seite sind es unter anderem der Maria-Hilf-Stollen in Kupferberg/Mìdìnec und der Martin-Stollen in Graupen/ Krupka. Diese Objekte stehen nach den Worten von Ehrentraut bereits alle unter Denkmal- oder Naturschutz. Die ausgewählten Stätten sind über das gesamte Erzgebirge verteilt und repräsentieren die Gesamtheit der 800-jährigen Bergbaugeschichte der Region.
"Diese Objekte umfassen etwa eine Fläche von 6000 Quadratkilometern. Das sind nicht einmal 0,1 Prozent des Erzgebirges", betonte sie. Die verschiedentlich geäußerten Vorbehalte einer "Käseglocke" seien deshalb unbegründet. "Der Welterbetitel wird ein Zugewinn für die Erzgebirgsregion", betonte sie. Die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung werde dadurch nicht behindert, sondern gefördert. Unter diesem Gesichtspunkt hatte vor wenigen Tagen auch die Landesregierung in Dresden den Weg für die Bewerbung frei gemacht. Der Status darf nicht als "Käseglocke" wirken. Er soll das Wiederaufleben des Bergbaus genauso wenig beeinträchtigen wie das Erschließen neuer Gewerbegebiete und den Bau von Umgehungsstraßen.
Projektträger sind der Kreis Ústí nad Labem und die TU Bergakademie Freiberg , das Museum Most und der Förderverein Montanregion Erzgebirge. Die 38 ausgewählten sächsischen Projekte liegen in den Landkreisen Mittelsachsen und Erzgebirge. Auf tschechischer Seite wird sich wahrscheinlich vorerst nur der Kreis Ústí nad Labem an der Antragstellung beteiligen. Für den Karlsbader Kreis wurden zwar Projekte ausgearbeitet, aber noch keine Entscheidung getroffen. Auf dessen Gebiet liegen die bekannten Bergstädte Joachimsthal/Jáchymov, Abertham/Abertamy und Platten/Horní Blatna sowie das traditionsreiche Bergbaugebiet um Graslitz/Kraslice, wo erst 1992 der Kupferabbau eingestellt worden war. Im Karlsbader Kreis gibt es aber Pläne, sich um den Welterbetitel für die westböhmische Bäderregion zu bewerben.
Neue Strukturen nötig
Um 2013 bei der Unesco eine aussichtsreiche Bewerbung einreichen zu können, muss in den nächsten Wochen und Monaten die organisatorische Arbeit neu strukturiert werden. Dazu macht sich auch eine Vertiefung der seit 2004 laufenden grenzüberschreitenden Kooperation notwendig. Die tschechischen Partner kündigten auf dem Symposium in Ústí nad Labem an, für ihren Bereich die Methotik der sächsischen Seite übernehmen zu wollen. Dort sollen in einem Welterbe-Konvent alle beteiligen Kommunen und Landkreise vereint und ein Welterbe-Büro beim Regionalmanagement Erzgebirge in Annaberg-Buchholz eingerichtet werden. Ein aus Fachleuten bestehender Welterbe-Beirat soll die Antragstellung begleiten. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 19.03.2011