Mehr als (Draht-) Esel

16.04.2024

Wie eine Frau „mit Holzmacke“ ihre Ideen verwirklicht.

Der Drahtesel. Diese liebevolle, manchmal scherzhafte Umschreibung für das Fahrrad . Sie wird sicher nicht den Rädern der Natur - und Fahrradbegeisterten, die den Stoneman Miriquidi Road mit ihren Rennrädern bezwingen wollen, gerecht. Seit Sommer 2023 finden diese Enthusiasten und alle Naturbegeisterten entlang des Kammwegs Erzgebirge -Vogtland das Q3 als Wander- und Sportlerpension – und dort einen Drahtesel. Die Inhaberin des Q3, Andrea Haupt, ist auch geschäftsführende Gesellschafterin der WERKFORM Spielgeräte und Außenmöblierung GmbH in Brand- Erbisdorf. Mit ihrem Unternehmen und der Pension verbindet sie ihre Leidenschaften für Holz, für die Natur, für den Sport – und das nicht nur mit Draht-, sondern auch mit Holzeseln. Denn den neu eröffneten Familien-Erlebnis-Weg zur Wartburg in Eisenach zieren seit September 2023 erzgebirgische Holzesel von WERKFORM.


Holz ist beständig. So auch die WERKFORM Spielgeräte und Außenmöblierung GmbH in Brand-Erbisdorf , die Holz- und Spielgeräte fertigt. Das Unternehmen hat eine 50-jährige Firmengeschichte, gegründet von einer Künstlergilde, die dem Unternehmen auch den besonderen Namen gab.

WERKFORM – Spielgeräte und Außenmöblierung GmbH

Schafweg 15

09618 Brand-Erbisdorf

Fon : 037322 52810

Email : info@werkform-gmbh.de

‚WERKFORM‘ – diesen Namen finde ich sinnhaft so treffend. Das Werk und die Form.

Seit 2014 führt Andrea Haupt das Traditionsunternehmen. Damit hat sie sich einen Wunsch erfüllt: Unternehmerin in einem produzierenden Gewerbe, keine Beratung vom Schreibtisch aus, sondern hemdsärmelig. Die studierte Betriebswirtin vereint damit Zahlen und ihre Begeisterung, etwas aus Holz entstehen zu lassen. Lachend sagt sie:

Ich habe eine kleine Holzmacke.

Man glaubt es ihr – im positiven Sinne – aufs Wort. Wenn sie durch die Werkstatt geht, sich mit ihren rund zehn Mitarbeitenden berät, selbst den Bauplan studiert und Hand anlegt. Andrea Haupt ist eine Macherin in ihrer kleinen, aber feinen Manufaktur. Sie liebt es, Projekte zu entwerfen und ihre Kundinnen und Kunden zu beraten. Jeder Kundenauftrag ist anders.

Klassisch ist bei uns gar nichts. Jedes Produkt ist individuell.

Dazu zählen Kindergärten, Bauträger, Wohnungsgesellschaf ten, die Bedarf an Spielgeräten haben, aber auch Baufirmen oder Landschaftsbaubetriebe, die Schulhöfe oder Parkanlagen umgestalten. Auch Lärm- und Sichtschutzwände aus Lärchenholz gehören ins Portfolio der WERKFORM. Durch das Anbringen von Solarkollektoren an diesen Wänden wird dem Aspekt Energieeffizienz und Nachhaltigkeit – made in (H)ERZland – deutlich Rechnung getragen.

Als Andrea Haupt auf den Schaukelwagen von Hans Brockhage, dem bekannten Bildhauer aus Schwarzenberg , zu sprechen kommt, werden Erinnerungen geweckt an frühere Kindergartenzeiten. Brockhage entwickelte diesen Schaukelwagen 1950 für ein Schaukelpferd, welches nicht umkippen kann. Dreht man den Schaukelwagen, hat man eine Laufhilfe. Dieser Schaukelwagen, der Berühmtheit bis New York erlangte, ist für die Firma rechtlich lizenziert. Damit hat die WERKFORM ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal.

Wir bauen hier keine Männel‘n.

Andrea Haupt resümiert schmunzelnd manches Kundengespräch, wenn es um Holzspielzeug geht. Da fahren LKW mit Tonnen von Holz auf den Hof, so zum Beispiel für die Wartburger Eselei. All diese Esel hatten ihre Geburtsstunde in Brand-Erbisdorf.

Schauplatzwechsel: weg vom Kreissägenschreien, rangierenden Gabelstaplern auf dem Gelände der WERKFORM ins besinnliche Rübenau. Das knapp 1.000-Seelen- Dorf im Herzen des Erzgebirges an der südlichsten Grenze Sachsens zu Tschechien ist ein Ortsteil Marienbergs. Die Nachbargemeinde Kühnhaide zählt zum kältesten Ort Sachsens – nicht nur im Winter. Andrea Haupt kommentiert in ihrer humorvollen Art:

Bei uns in Rübenau ist das nicht viel anders. Hier redet nur keiner über die Temperaturen. Für uns ist das normal.

Inmitten von Wäldern, Hochmooren und direkt am Erzgebirgskamm gelegen, möchte man an der Straße anhalten und das Panorama über das Erzgebirge genießen. Hier steht die Welt für eine Weile still.

Den Kopf voller Ideen, so ist sie. Die frühere Triathletin ist heute noch sportlich aktiv als begeisterte Schwimmerin, ( Ski -)Läuferin oder Radfahrerin. Andrea Haupt berichtet von früheren Skandinavien-Touren, als sie mit dem Rucksack losgezogen sind und auf ihren Wanderrouten in Hütten übernachtet haben. Genau so wollte sie es für den Kammweg Erzgebirge-Vogtland. Hatte sie es doch erlebt, dass ihr auf ihren Erzgebirgstouren oft Menschen mit der Frage begegneten: Wo kann man denn in der nächsten Hütte übernachten? Zwei Stunden zu Fuß von hier. Eine Situation, die Andrea Haupt ändern wollte. Es war die gedankliche Geburtsstunde des Q3.

Bietet sich ihr eine Gelegenheit, dann greift sie mit viel Mut beherzt zu. Sie sagt selbst:

Wenn ich etwas will, dann mache ich es, und zwar richtig.

Der Kammweg Erzgebirge-Vogtland verläuft durch Rübenau. Die im Winter so beliebte Skimagistrale führt direkt am Q3 vorbei. Auch für den Stoneman Miriquidi Road liegt die Pension genau mittig.

Steht man vor der Pension „Q3“, so spürt man den skandinavischen Charme. Holz, natürlich.

Es ist das dritte Gebäude eines Vierseitenhofes, woraus es – neben den drei Wegen – auch zum Teil seinen Namen hat. Betritt man die Pension, lässt sich die Liebe zum Detail förmlich greifen. Uwe Grandner, Holzgestalter und gute Seele des Q3, hat die Innenarchitektur der Pension zusammen mit Andrea Haupt und ihrer Freundin Jenny zu einem urgemütlichen Kleinod werden lassen. Ein skandinavisch anheimelndes Holzhaus mit liebevoll dekorierten Zimmern oben, wo früher nur Dachboden war. Jedes der Zimmer hat dabei ein individuelles Thema – ob Natur-, Bergbau -, Erzi-, Ski-, Wanderer- oder Rad-Zimmer. Die Schiebetüren zum Bad sind aus alten Scheunenbrettern, die sichtbaren Dachbalken in mühevoller Handarbeit selbst aufbereitet. Der Komfort kommt nicht zu kurz mit Fußbodenheizung und modernem Bad in jedem Zimmer. Man möchte vom ersten Anblick an einziehen. Wohlfühlen und „Gemiedlichkeit“ sind hier die Devise. Entstanden ist eine kleine, feine Pension, die keine Mindestübernachtungsdauer kennt. Die Gäste finden alles, was sie brauchen: eine Küche, einen Trockenraum mit Trockenschrank für etwaige nasse Kleidung oder Waschmaschinen für die Trikots. Die Fahrräder oder Ski können in einen Überseecontainer sicher eingeschlossen werden.

Wer den Stoneman Road über zwei Tage fährt – egal, ob Sommer oder Winter, findet das Q3 genau in der Mitte: ideal, um es als Ruhepunkt zu nutzen und gestärkt den nächsten Tag die zweite Runde zu fahren – nur eben nicht mit dem Drahtesel. Der gehört ins Q3.


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Text: Doreen Ludwig
Fotos: Dirk Rückschloss