Wie attraktiv ist das Erzgebirge? - Ergebnisse der Imageanalyse Erzgebirge liegen vor

Regionen stehen im harten Wettbewerb um Fachkräfte. Die Bevölkerungsprognosen zeichnen für den Erzgebirgskreis ein erschreckendes Bild mit weiteren Verlusten von ca. 17 Prozent bis 2035. Damit Einwohner bleiben und Zuwanderer in die Region ziehen, muss man sowohl von innen als auch außen als attraktiv wahrgenommen werden. Wie steht es also um das Bild, das man vom Erzgebirge hat? Trägt es dazu bei, das Fachkräfteproblem zu lösen oder schreckt es eher ab?

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, führte das Regionalmanagement Erzgebirge in 2022 eine repräsentative Imageanalyse durch. Untersucht wurde das Image sowohl innerhalb der Bevölkerung als auch der Unternehmerschaft. „Wenn Menschen die Region nicht persönlich kennen und ausschließlich aufgrund eines schlechten Images bewerten, kann uns die zwingend notwendige Zuwanderung von Fachkräften nur schwer gelingen“, so die promovierte Projektleiterin Peggy Kreller . Auch wenn das Image nicht oder nur teilweise mit der Realität übereinstimmt, ist es jedoch der beste Weg im Regionalmarketing, positiv wahrgenommene Kriterien der Lebensqualität stärker in den Mittelpunkt von Marketingkampagnen zu rücken.

Die Ergebnisse in Kurzfassung, umfangreiche Informationen unter https://www.wfe-erzgebirge.de/angebote-projekte/imageanalyse-erzgebirge :

Erzgebirger zeigen höchste Verbundenheit

Während sich im deutschen Durchschnitt 68 % stark mit ihrer aktuellen Wohnregion verbunden fühlen, sind es im Erzgebirge 80 %, in Sachsen noch 75 %. Das Erzgebirge punktet insbesondere im Hinblick auf Landschaft und Natur mit besten Noten und hoher Wichtigkeit, gefolgt von der Freundlichkeit des Umfelds und der Sicherheit im Alltag.

Das Erzgebirge ist vor allem ursprünglich und verwurzelt

Gefragt nach den Markenwerten der Dachmarke Erzgebirge, schneidet die Region vor allem im Hinblick auf die Eigenschaften „ursprünglich“ und „verwurzelt“ mit der Note 2,0 am besten ab, gefolgt von „zupackend“ (2,4), „belebend“ und „unverstellt“ (jeweils 2,5).

Fehlende Attraktivität hat meist berufliche Gründe

Hinterfragt man die Gründe für eine schlechte Attraktivität der Region, hat es für Erzgebirger in 64 % der Fälle berufliche Ursachen wie fehlende oder passende Jobangebote; zu 43 % spielt das soziale Miteinander eine Rolle, zu 41 % politische Gründe. Aus Sicht deutscher Unternehmer sind die geringe Attraktivität für Fachkräfte sowie eine mangelhafte Verkehrsinfrastruktur und Erreichbarkeit die größten Standortnachteile des Erzgebirges.

Innovative Projekte verbessern das Image des Erzgebirges

Für fast die Hälfte der Bevölkerung veränderten Medienberichte die Wahrnehmung der Region ins Positive, nur bei 14 % ins Negative. Die größte positive Wirkung erzielten dabei Informationen, die den Start innovativer Projekte im Erzgebirge im Fokus hatten. Den größten negativen Einfluss auf die Attraktivität des Erzgebirges hatten die Ergebnisse der Bundestagswahl, bei der bis zu 30 % AfD wählten.

Spontane Bilder im Kopf ändern sich kaum

Wie schon 2015 führen Natur, Volkskunst, Tourismus und Weihnachten die Top Nennungen an. An einen Industrie - und Wirtschaftsstandort denken nur 2,2 % der Befragten. „Es muss uns über die eigenen Bemühungen hinaus gelingen, im Rahmen von Fachkräfte-Kampagnen des Freistaates als attraktiver Wirtschaftsstandort und lebenswerte Region für Zuwanderer wahrgenommen zu werden – und nicht als rein touristische Destination“, fordert Kreller.

Hierbleiber sind die heimlichen Botschafter des Erzgebirges

82 % der Bevölkerung und 89 % der Unternehmer im Erzgebirge würden ihre Heimat als Urlaubsregion weiterempfehlen, als lebenswerte Region sehen sie 73 % bzw. 82 %. Das Erzgebirge als Region für Fachkräfte empfiehlt nur jeder Zweite aus der Bevölkerung weiter. Die besten Promotoren fürs Erzgebirge sind die sogenannten Hierbleiber, die fürs Erzgebirge brennen und andere für ein Leben hier begeistern.

Diskussion mit Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft

Die Ergebnisse der Imageanalyse wurden in den vergangenen Monaten in verschiedenen Runden diskutiert und fließen in die weitere strategische Ausrichtung von Regionalentwicklung und Fachkräftesicherung ein. Besonders deutlich brachte die Unternehmerin Steffi Cordier von der Papierfabrik Schönfeld, die zwischen ihrem Wohnsitz in Leipzig und den Unternehmensstandorten in Mittelsachsen und dem Erzgebirge pendelt, ihre Erfahrungen auf den Punkt: „Wir freuen uns, dass das Regionalmanagement Erzgebirge diese umfangreiche Studie in Auftrag gegeben hat. Anhand der Daten können alle Teilbereiche genau analysiert werden und Ursachen für die aktuelle Entwicklung gefunden werden. Man sieht die Aufgaben, die es künftig anzugehen gilt, um das Erzgebirge noch attraktiver für Familien, Touristen und Fachkräfte sowie Investoren zu machen.“

Das Projekt wurde vom Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung nach der Richtlinie FR-Regio gefördert. Es wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.