Wenn Bauteile und Maschine miteinander reden

Ein neues Projekt der Verbundinitiative Automobilzulieferer Sachsen sichert eine hohe Qualität bei der Fertigung von Spritzgussteilen aus Kunststoff.

VON RAMONA NAGEL

CHEMNITZ - Nicht nur Menschen und Tiere kommunizieren. Mittels moderner Technologien findet solch ein Austausch zunehmend auch zwischen Bauteilen und Maschinen statt. Die Verbundinitiative Automobilzulieferer (AMZ) hat jetzt solch ein Projekt auf den Weg gebracht. Es verbessert die Qualität von Serienteilen aus gespritztem Kunststoff deutlich. Bislang haben Maschineneinrichter mit viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl die notwendigen Parameter eingestellt und damit eine identische Qualität der Bauteile abgesichert.

Die von Industriepartnern und Wissenschaftlern der Technischen Universität (TU) Chemnitz entwickelte Lösung lässt Spritzgießmaschinen und Spritzgießwerkzeuge miteinander "reden" und überwacht die Qualität der Fertigung. Beteiligt daran sind die HSK Hugo Stiehl GmbH Kunststoffverarbeitung Crottendorf, Anchor Lamina, Müller & Pfeiffer sowie die Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung an der TU.

Am Beispiel eines Batteriekastengriffes - Hersteller ist HSK Hugo Stiehl - wurde untersucht, Werkzeug und Maschine zu koppeln. Anchor Lamina entwickelte dazu gemeinsam mit HSK ein modular aufgebautes Demonstrator-Werkzeug mit integrierten Sensoren für die Messung von Prozessparametern im Werkzeug. Auf dieser Basis entwickelte Müller & Pfeiffer einen Regelalgorithmus, der maßgebliche Parameter während des Spritzgussvorgangs wie etwa den Werkzeuginnendruck ermittelt und beeinflusst. "Damit haben wir einen deutlichen Schritt über den bisherigen Stand der Technik erreicht", sagte Wolfgang Nendel, stellvertretender Leiter der Professur. Denn bisherige Systeme visualisieren und dokumentieren in erster Linie den Spritzgussprozess. Meist ist dabei nur ein Parameter regelbar und die Systeme zudem nur für Großserien interessant. Bei der Projektlösung hingegen würden mehrere Prozessparameter gesteuert, das System sei einfach zu bedienen und könne flexibel angepasst werden.

Nach der erfolgreichen Testphase wird das System jetzt serienreif gestaltet. Das Projektvolumen beträgt rund 840.000 Euro. Dafür bewilligte die Sächsische Aufbaubank Mittel in Höhe von knapp 500.000 Euro. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 19.12.2011