Veränderung benötigt Raum - Bei LWL Sachsenkabel trifft Innovation auf Firmenhistorie
Veränderung benötigt Raum
Es ist neun Uhr morgens, als die erste Gruppe der Mitarbeitenden mit dem Bus aus dem Hauptwerk im Werk III ankommt. Hier, wo eigentlich die Sonderanfertigungen der Lichtwellenleiter entstehen, sind heute vier „Räume der Veränderung“ eingerichtet. Veränderungen sind für das Unternehmen aus dem Erzgebirge nichts Neues. 30 Jahre erfolgreiche Firmengeschichte mit innovativen Produkten für den Weltmarkt liegen bereits hinter der Firma. Doch nun geht es in eine weitere Phase als Teil der Amphenol-Gruppe. Auch eine Auslandsfertigung ist im Gespräch. Das bietet Potenzial für Verunsicherung, die nach dem Willen der Geschäftsleitung gar nicht erst aufkommen soll: „Uns ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden verstehen, warum wir diesen neuen Weg gehen müssen“, so Duus.
Betriebsversammlung mal ganz anders
Es stand die Frage, wie die komplexen Neuerungen – ein Resultat unter anderem aus der Marktentwicklung der letzten Jahre, der Digitalisierung und neuen Kundenanforderungen – verständlich kommuniziert werden können. Gemeinsam mit Claudia Gränitz-Kleiber, Personalexpertin vom MIKOMI Institut für Mittelstandkooperation und dem Zukunftszentrum Sachsen, haben die Verantwortlichen von Sachsenkabel eine etwas andere Betriebsversammlung auf die Beine gestellt. Und so erwartet die Mitarbeitenden, die in Kleingruppen die „Räume der Veränderung“ durchlaufen, eine Begrüßungsbotschaft. Gespannt und vielleicht auch etwas verunsichert, was da heute auf alle zukommt, lauschen sie Silvia Duus, die motivierend auf den Tag einstimmt. „Wir wollen erreichen, dass die Mitarbeitenden erst einmal neugierig werden auf das Neue, wir wollen ihnen zeigen, was die Firma bisher durch sie erreichen konnte und welchen Wert sie für das Unternehmen haben. Schließlich funktioniert Neuerung nur dann, wenn sie auch von der Belegschaft mitgetragen wird“, so Gränitz-Kleiber.
Firmengeschichte trifft auf aktuelle Marktentwicklung
Welche Unternehmenskultur gepflegt wird und sich in den vergangenen 30 Jahren entwickelt hat, das erfahren die Mitarbeitenden gleich zu Beginn ihres Rundganges. Technische Innovationen und der „Holzmichel“, hier gehört das zusammen. Die meisten können sich ein Lachen beim Blick auf pixelverzerrte Videos aus den Neunzigern nicht verkneifen, welche die Erinnerung an die Vergangenheit wachhalten. Doch zurückgewandt ist man in Gornsdorf keineswegs. „Wir haben schon immer versucht, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Stange zu halten, mit gutem Arbeitsklima, aber auch Ergonomie am Arbeitsplatz und ganz klar auch Firmenfeiern“, da sind sich Joachim Kunz, Leiter Qualitätsmanagement und Daniel Kaiser, Controller einig. Das eine ist die Erinnerung, das andere die Realität und die geht weit über die Grenzen des Erzgebirges hinaus. Das haben die Gornsdorfer schon länger auf dem Schirm und agieren erfolgreich auf dem internationalen Markt. „Die bisherigen Anstrengungen reichen nicht mehr aus, denn wir sind ein Hersteller unter vielen und müssen uns in einem globalen Markt behaupten“, so Claudia Zahn, Teamleiterin Marketing. Dabei zeigt sie auf eine Wippe, die den Mitarbeitenden das globale Marktungleichgewicht zeigen soll. Auch Preisentwicklungen und aktuelle Herausforderungen der Zusammenarbeit mit neuen und bekannten Kunden werden abteilungsübergreifend und sprichwörtlich bildhaft verdeutlicht.
Ziele bildhaft darstellen
Und dann kommt der Raum der Strategie. An fünf Stationen erläutern Jérôme Schultz, Leiter der IT und Digital Business Development und René Zimmermann Leiter Produktmanagement, wo die Reise zukünftig hingehen werde und welche zentrale und wichtige Rolle der Betriebsstandort im Erzgebirge haben wird. Auch hier ist Visualisierung das Zauberwort. Dazu hat sich das Team mit dem SAP-AppHouse-Toolkit die Zukunftsstrategie visualisiert und zeigt ganz plastisch, welche Bereiche sich wie entwickeln sollen und wie die Zusammenarbeit zukünftig aussieht. Es geht um Dialog, das wird in allen Räumen deutlich. Und das vor allem auch im letzten Raum, in dem Geschäftsführerin Silvia Duus und der Leiter der Produktion Kai Drechsel Rede und Antwort stehen. „Wir wollen hier noch einmal ganz klar kommunizieren, was bleiben wird, aber auch was sich für Produktion und Verwaltung ändert“, so Drechsel. Der Austausch werde auch über die Veranstaltung hinaus gehen: in Gesprächen in den Abteilungen, mit einer Ideenbox oder ganz individuell.
Dialog steht im Mittelpunkt
Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Räume der Veränderung absolviert und Claudia Gränitz-Kleiber als Inputgeberin ist sichtlich erleichtert und glücklich, dass ihr Konzept aufgegangen ist. „Wir werden nun noch einmal alles in einem Lernmodul zusammenfassen und so aufbereiten, dass mit dem Thema Veränderung auch nach dem Termin hier weitergearbeitet werden kann.“ Möglich ist das, da der Tag durch ein Redaktionsteam video- und inhaltstechnisch dokumentiert und begleitet wurde. „Sicher, man hätte auch einfach eine Betriebsversammlung abhalten können, die Ziele und Veränderungen mitteilen und fertig. Aber Veränderungen der Arbeitswelt gehen unbedingt mit der Beteiligung von Mitarbeitenden einher. Der Aufwand ist hoch, aber es lohnt sich“, so Gränitz-Kleiber. Mitarbeiterin Lavinia Maski, fühlt sich gut informiert, sie sehe in der Veränderung auch eine große Chance, sich selbst weiterzuentwickeln. Und auf die Frage an die langjährige Montagemitarbeiterin Jeanette Zilly, wie sie die Neuerungen denn jetzt sehe, antwortet sie kurz und knapp: „Ich bin zuversichtlich“ und lächelt.