Thoni Mara läuft sehr gut
VON RAMONA NAGEL
JAHNSBACH - Es schüttet wie aus Kannen und das ist eigentlich kein Wetter für lange Läufe in der Natur . Marathonis wie Christian Schwab lassen sich aber davon nicht abhalten. "Es kommt auf die Bekleidung an", sagt der Geschäftsführer der Textilfirma Nautilus skin touch. Die Firma entwickelt sich sehr gut und deshalb kommt er wöchentlich im Schnitt nur noch drei Mal zum Training - in seinem Lauftagebuch auf der Firmenwebsite nennt er es "sporadisches Laufen". "Es ist schwierig, sich nach einem Zwölf-Stunden-Tag noch für 20 Kilometer zu motivieren", meint er. Seit 2004 als Läufer unterwegs, hat er früher manchmal zwölf, dreizehn Mal in der Woche trainiert, zwei Mal täglich. Zum ersten Marathon in Berlin hat ihn seine Schwiegermutter animiert. Nach ihrem erfolgreichen Lauf war es eine Sache der Ehre für den Schwiegersohn, die 42,195 Kilometer ebenfalls gut zu bestehen.
Auch nach Jahnsbach hat ihn die Familie geführt. Und hier führt er Familientradition fort. Schwab hat Textildesign studiert. Sein Vater Otto Schwab führt in Kronach/Oberfranken eine Bademodenfirma und ließ in Jahnsbach seit Beginn der 1990er Jahre Bademoden in Lohnfertigung produzieren. Als der Besitzer der Jahnsbacher Firma, Oswald Hofmann, in den Ruhestand ging, gründeten Vater und Sohn Schwab die Nautilus skin touch GmbH & Co KG am Standort. Gestartet wurde 1998 mit drei Mitarbeitern und fünf Rundstrickmaschinen und dem Ziel, mit einer bislang unbekannten Technologie eine neue Generation von Herrenwäsche und Damenbademode zu entwickeln. Um den teuren Maschinenpark auszulasten wurde auch Lohnarbeit für internationale Marken gefertigt.
"Die Laufbekleidung war eigentlich eine Schnapsidee", meint Schwab. Er hatte bei Training und Wettkampf festgestellt, dass Hersteller nicht das halten, was sie versprechen und ein eigenes Modell entwickelt. Bei Lauftreffs wurden die Shirts getestet und sie kamen dabei sehr gut an. Das machte Mut. "Wir hatten das Garn und Know how, also legten wir los", sagte Schwab. Der Vertrieb in einem renommierten Online-Shop schlug ein wie eine Bombe und bestätigt das Urteil der Tester.
Die Laufshirts sind ergonomisch, atmungsaktiv, klimaregulierend, geruchshemmend, nicht scheuernd und im Gegensatz zur vorwiegend in Asien produzierenden Konkurrenz hundert Prozent made in Germany. Allein die Farben machen Lust auf einen Lauf. Die Premium-Shirts sind mit der Technologie coldblack von der Schweizer Schoeller Technologies AG ausgerüstet. Dadurch besitzen sie einen UV-Schutz, speziell bei dunklen Farben verringert sich so die Wärmeentwicklung bei Sonneneinstrahlung signifikant. Außerdem werden auch Shirts aus Recycling-Garnen ressourcenschonend hergestellt. Für diese Innovationen erhielt Nautilus im vergangenen Jahr den bundesweiten Preis Querdenker-Award. Der Markenname Thoni Mara steckt in dem Wort Marathoni, dem Begriff für Marathonläufer.
"Die Laufbekleidung war eigentlich eine Schnapsidee."
Christian Schwab Unternehmer
Mittlerweile läuft Thoni Mara sehr gut. "Wir sind in eine kleine Nische gestoßen", meint Schwab. Diese hat sich in relativ kurzer Zeit zu einem echten Standbein entwickelt. In diesem Jahr wird damit mehr Umsatz erlöst, als mit den größten Lohnproduktionen. Neben den Shirts und Laufhosen gibt es nun auch Laufröcke, Stirnbänder, Armlinge und Laufpullover. Jedes Jahr kommen neue Teile hinzu.
Noch entwirft Christian Schwab sie selbst, doch die Zeit reicht immer weniger für Kreativität und Geschäftsführung. Daher wird das Nautilus Team wohl weiter wachsen. Er kümmert sich unter anderem stärker um den Vertrieb. Thoni Mara ist bundesweit in etwa 50 der insgesamt 2500 Sportläden vertreten. Hier gibt es noch ein großes Potenzial. Auch die Internationalisierung kommt voran. In der Schweiz hat die Marke schon viele Fans, erste Kontakte und Kunden gibt es in Dänemark, England, Luxemburg, Österreich und Spanien. Aus drei Mitarbeitern zu Beginn sind 39 geworden. Für die Produktion von Thoni Mara sieht Schwab mittelfristig weiteren Bedarf. "Es ist aber schwer, selbst in einer Textilregion wie Sachsen gute Näherinnen zu finden." Deshalb bildet der Betrieb aus. Die Zeit im Erzgebirge hat ihn geprägt. Die Menschen hätten viel mit den Franken gemeinsam. Doch am Wochenende pendelt Schwab nach Bamberg zu seiner Frau und drei Töchtern. "Das Erzgebirge ist sehr schön, aber Bamberg ist meine Heimat."
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 25.07.2011