Solarfirma will mit Uni nach Lithium suchen
VON GABI THIEME
Freiberg - Das Unternehmen Solar-World hat gestern beim sächsischen Oberbergamt in
Freiberg einen Antrag auf Erkundung der Lithium-Vorräte im Osterzgebirge eingereicht.
Mit im Boot bei der Untersuchung der Lagerstätten wird im Falle einer Genehmigung
erstmals eine Universität sein: die Bergakademie Freiberg.
Insgesamt hat die Landesbehörde in den vergangenen drei Jahren mehr als ein Dutzend
Genehmigungen zur Erkundung von Bodenschätzen in Sachsen, vor allem im Erzgebirge
erteilt - durchweg an Unternehmen. Allerdings waren die ersten Genehmigungen zu
Jahresbeginn widerrufen worden, weil die Antragsteller keine Aktivitäten entwickelt
hatten.
Dass sich nun eine Universität einbringen will, kommt nicht von ungefähr. Die TU
Bergakademie als Ressourcen-Universität befasst sich seit geraumer Zeit auch mit der
Frage, wie die rasant steigende Nachfrage nach Lithium als wichtigem Rohstoff unter
anderem für Hybrid- und Elektroautos gedeckt werden kann und welche Reserven es in
heimischen Lagerstätten gibt.
Aus diesem Grund waren vor über einem Jahr aus der geschlossenen Grube Zinnwald-
Georgenfeld acht Tonnen Gestein entnommen und nach Freiberg gebracht worden.
"Lagerstättenkundler haben viele Einzelproben untersucht und bewertet", sagte Jens
Gutzmer, Professor für Lagerstättenkunde. Diese Voruntersuchungen hätten frühere
Berichte bestätigt und damit auch das, was aufgrund der Erkundungen zu DDR-Zeiten zu
vermuten war: eine erhebliche Konzentration von Lithium, aber auch solcher Alkalimetalle
wie Cäsium und Rubidium, ferner von Zinn.
Die Grube im Osterzgebirge galt bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als größte Lithium-Mine Europas, obwohl dort vorrangig Zinn abgebaut und Lithium nur nebenher gewonnen wurde. Nach 1945 wurde der Abbau eingestellt. Untersuchungen zu DDR-Zeiten hatten erbracht, dass dort noch wenigstens 50.000 Tonnen Lithium lagern. In Altenberg und Umgebung werden mindestens weitere 35.000 Tonnen vermutet. Die Vorkommen in Sachsen sollen, was die Menge an reinem Lithium betrifft, sogar unter den zehn bedeutendsten Lagerstätten weltweit rangieren.
Bisher wird der Bedarf an Lithium ausschließlich durch Importe gedeckt. Etwa ein Drittel
der Weltproduktion kommt aus mineralogischen Lagerstätten Australiens und Kanadas.
Zwei Drittel werden über aufwändige Verfahren aus Restlösungen ausgetrockneter
Salzseen in Hochgebirgen Südamerikas gewonnen. Auch dort ist die Bergakademie an
einem Forschungsprojekt beteiligt. Ziel der Arbeiten an der Universität ist, eine
kostengünstige und umweltschonende Technologie zur Herstellung von Lithiumcarbonat
aus Erzen des Erzgebirges zu entwickeln. Zur Finanzierung speziell dieser
Technologieforschung läuft ein Antrag beim Bundesbildungsministerium. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 25.11.2010