Rasierpinsel-Spezialist Mühle profitiert vom Nassrasur-Trend
VON JAN-DIRK FRANKE
Stützengrün - Wer braucht schon einen Rasierpinsel angesichts einer Vielzahl von Gels
und Rasierschäumen in der Dose, die mitunter ganze Regale in den Läden füllen? Christian Müller muss nicht lange überlegen: "Der entscheidende Vorteil ist, dass der Pinsel die Haut aufweicht. Das Barthaar lässt sich so gründlicher und hautnäher abschneiden, zudem werden die Klingen geschont und die Hautporen gereinigt", erklärt der 37-Jährige, der zusammen mit seinem Bruder Andreas die Geschäfte der Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG in Stützengrün in der dritten Generation führt.
Offensichtlich gibt es genügend Männer, die Müllers Auffassung teilen. Denn der 1945
gegründete Familienbetrieb ist innerhalb der letzten Jahre gewachsen. "Die klassische
Nassrasur liegt im Trend, das hat uns einen großen Schub gegeben", berichtet Christian
Müller. Der Umsatz wird 2010 wohl 4,6 Millionen Euro erreichen, das wären zwölf Prozent
mehr als im Jahr zuvor. Und dabei soll es nicht bleiben. "Wir wollen weiter wachsen und
die Fertigungstiefe erhöhen", erklärt Andreas Müller . Die Voraussetzungen dafür hat der
30 Mitarbeiter zählende Betrieben, der unter dem Namen Mühle besser bekannt ist, jetzt
geschaffen: Gestern wurde eine 850 Quadratmeter große Produktionshalle sowie ein
Hochregallager in Betrieb genommen. 1,5 Millionen Euro wurden investiert.
Mit dem Neubau hat Mühle Platz geschaffen für weitere Maschinen. Künftig will die Firma
mehr Teile selbst produzieren. So soll die Aufbereitung des Pinselhaars hier erfolgen. Das sei wichtig, um eigene Qualitätsansprüche besser durchsetzen zu können, sagt Andreas Müller. Neue Jobs werden dabei auch entstehen - die Rede ist von einer Handvoll in den nächsten drei Jahren.
Inklusive aller Varianten fertigt Mühle heute fast 500 Artikel. Dazu gehören Rasierpinsel
von der Standardqualität bis zum handgebundenen Dachshaar-Modell. Das Sortiment
umfasst aber auch Rasierhobel und Sets. Zirka 1,5 Millionen Pinsel werden industriell
hergestellt, hinzu kommen 20.000 aus Handfertigung. Die Industriefertigung erfolgt
großteils in Auftragsproduktion, Abnehmer sind etwa der Rasiermittelhersteller Wilkinson
und die Drogeriekette Rossmann. Die Produkte aus der Manufakturfertigung werden indes unter der Marke Mühle vertrieben - zu Preisen zwischen 50 und 350 Euro. Abnehmer sitzen in Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich, Polen, den USA und neuerdings auch in Japan.
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 27.11.2010