Pflegeinnovationspreis geht in Erzgebirge
„Die Preisträger*innen zeigenin beeindruckender Weise, dass gutes Altern zuhause auch auf dem Land, gelingen kann. Damit setzt das Projekt wichtige Impulse, für die Erzgebirgsregion und darüber hinaus. Das wollen wir mit dieser Auszeichnung würdigen“, so Katharina Jessel, Mitglied des Vorstands der Union Krankenversicherung (UKV), anlässlich der Preisverleihungim Rahmendes Deutschen Pflegetags in Berlin. Sie erläutert, dass der Quartiersentwicklung in ländlichen Regionen oft große Entfernungen und begrenzte Ressourcen entgegenstehen. Deshalb gebe es bislang sehr wenige Projekte dieser Art. Die Sieger*innen haben es dennoch geschafft und dies auf fachlich höchstem Niveau.
„Die Jury hat besonders die Eigeninitiative der Akteur*innen überzeugt“, so Jessel weiter. So haben der Bürgermeister einer kleinen Gemeinde und ein sozialer Träger die Verbesserung der Lebensqualität der älteren Mitbürger*innen selbst in die Hand genommen, indem sie sie aktiv in die Entwicklung passender Angebote einbinden. Damit konnten Haupt- und Ehrenamtliche ein Projekt auf die Beine stellen, das dem Bedarf vor Ort gerecht wird. Ein großes Plus ist zudem, dass durch verschiedenste Begegnungsangebote Einsamkeit verringert und der Zusammenhalt untereinander gestärkt wird.
Preisträger Karsten Wilhelm, Geschäftsführer der AWO Erzgebirge zum Erfolg des Projekts: „Der Innovationspreis ist eine Wertschätzung für das großartige Engagement der Kolleg*innen vor Ort, aber auch für unsere Region und die dort lebenden Menschen. Es erfüllt mich mit Stolz, ein so engagiertes Team hinter mir zu wissen.“
Das Gewinnerprojekt
Seit fünf Jahren kümmert sich das Siegerprojekt „Unner Haamit, unner Ort, unner drhamm“ darum, Lösungen für die Probleme immobiler und oder alleinlebender Meschen anzubieten. Die Initiative wurde 2017 von der Gemeinde Stützengrün und der AWO Erzgebirge gegründet. Der Anstoß kam vom Gemeindebürgermeister, derdie örtliche AWO als Träger mit ins Boot holte
Im Ländervergleich hat Sachsen die älteste Bevölkerung, so auch der Projektstandort des Gewinner-Teams, die ländlich geprägte Gemeinde Stützengrün im Erzgebirge. Der Anteil immobiler oder alleinlebender Älterer unter den 3.100 Einwohner*innen nimmt stetig zu. Wie häufig im ländlichen Raum war es für immobile Einwohner schwierig, Alltagsaufgaben zu bewältigen und soziale Kontakte zu pflegen.
Vor dem Projektstart wurden die Bürger*innen gefragt, was ihnen vor Ort für ein gutes Älterwerden fehlt. Ein Ergebnis war, dass sich viele Senior*innen einsam fühlen, seit Pandemiebeginn in verstärktem Maße. Bis heute ist deshalb das Hauptziel des Projekts, den Menschen, unabhängig von ihren Einschränkungen, soziale Kontakte und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Die Akteur*innen sorgten zuerst für die bislang fehlenden Orte der Begegnung. Bis heute bilden sie das Herzstück des Projekts: Es gibt Seniorentreffs für Ältere, eine niedrigschwellige Betreuungsgruppe, Treffen für pflegende Angehörige, Bürger*innen-Arbeitsgruppen, Veranstaltungen und Nachbarschaftshilfekurse.
Zu den wichtigsten Angeboten zählen darüber hinaus Beratungen zu Pflege und Demenz sowie eine ambulant betreute Wohngemeinschaft in Kooperation mit dem Pflegedienst der AWO Erzgebirge. Wer Hilfen im Alltag benötigt, wie etwa Begleitung zum Arzt oder beim Spazierengehen, kann sich über eine Kontaktstelle Nachbarschaftshelfende vermitteln lassen.