Oboenmundstücke aus Cranzahler Firma weltweit begehrt
VON CHRISTINE BERGMANN
CRANZAHL - Udo Heng, Geschäftsführer von Reeds'n Stuff (Mundstücke und Zeugs) in Cranzahl nimmt eines der Oboenmundstücke in die Hand, die in seinem Unternehmen gefertigt werden. Er hat gut Lachen. Mit dem Zubehör für Holzblasinstrumente und kleinen Bearbeitungsmaschinen für Musiker ist er inzwischen weltweit Marktführer. Die insgesamt 1000 Kleinartikel aus der Cranzahler Produktion werden zu 90 Prozent global, vor allem in die USA und Russland verkauft. "Hier geht es um Einhundertstel Millimeter", erklärt der Unternehmer. Als ehemaliger Oboist im Theaterorchester in Annaberg-Buchholz weiß er, wovon er spricht.
Das Mundstück eines Holzblasinstrumentes ist das A und O für den Erfolg eines Musikers, weiß Heng. Es reichen schon Abweichungen im minimalsten Bereich, um die Klangfarbe zu ändern oder das Mundstück der Anatomie des Musikers perfekt anzupassen. "Da ist Präzision gefragt", erklärt der gebürtige Hesse.
Vor 16 Jahren kam Udo Heng als Musiker in das Erzgebirge . Als Bastler und einer, der über Jahre auch Schüler auf der Oboe unterrichtete, kannte er Anforderungen und Defizite auf dem Markt. Angesichts ständiger finanzieller Kürzungen am Theater und die Bedenken einer möglichen Kündigung im Kopf, arbeitete der Tüftler um die Jahrtausendwende zunächst zweigleisig - als Musiker und Hersteller. Mit einem Werkstattbereich im GDZ der Kreisstadt sowie zwei CNC- und einigen Metallbearbeitungsmaschinen begann er die Selbstständigkeit. Entsprechende Fachmessen in Frankfurt, Sydney und Hongkong ließen Kunden auf das kleine Unternehmen im Erzgebirge aufmerksam werden. Bald wurde Heng klar, dass niveauvolles Musizieren und Produzieren seine Kräfte übersteigen. Er legte die Oboe zur Seite und suchte nach einem neuen Standort, um die Produktion zu erweitern.
Den fand er im ehemaligen Cranzahler Pennymarkt. Auf 800 Quadratmetern Fläche und mit einem neuen Schweizer Vierachs-CNCBearbeitungszentrum ist der 46-jährige Unternehmer seit Ende vergangenen Jahres nun in der Lage, so gut wie jedem Anspruch seiner Branche gerecht zu werden. "Wir verkaufen Zubehörteile für Klarinetten, Oboen, Fagotte, Kontrafagotte, Saxophone und Dudelsäcke", sagt Heng. Hinzu kommen 50 eigene Artikel - unter anderem kleine Hobelmaschinen, mit denen Musiker die Schilfrohre ihrer Mundstücke selbst präzise bearbeiten können. Das Unternehmen habe selbst das Krisenjahr 2009 gut überstanden, freut sich der Arbeitgeber von sieben Angestellten. Ein Wunsch aber bleibt. "Ich suche zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen cleveren Lehrling, der bei uns eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker beginnen möchte", erklärt Heng. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Anaberger Zeitung, 05.04.2011