Neues Einspritzsystem von Continental spart Kraftstoff
VON CHRISTOPH ULRICH
LIMBACH-OBERFROHNA - Um bis zu fünf Prozent kann der Kraftstoffverbrauch mit den neuen Diesel-Einspritzsystemen reduziert werden. Bei dem Piezo-Injektor (siehe Stichwort) wird die Düsennadel direkt und ohne hydraulische Unterstützung angetrieben. "Mit dieser neuen Generation der Diesel-Injektoren und deren Weiterentwicklung, an der wir bereits arbeiten, stellen wir die Weichen für die Erfüllung künftiger Abgasgrenzwerte weit über Euro 6 hinaus", sagte Joachim Zirbs, Leiter des Continental-Standorts Limbach-Oberfrohna/ Stollberg .
Das neue Einspritzsystem wird 2013 bei einem großen europäischen Automobilhersteller in Serie gehen. Derzeit wird bei Continental die Serienproduktion vorbereitet. Mit den neuen Injektoren können beispielsweise Mittelklasse-Fahrzeuge mit höherem Gewicht die ab 2014 geltende Abgasnorm Euro 6 einhalten, ohne dass ein aufwändige Abgasnachbehandlung notwendig ist. "Durch die Serienproduktion dieser innovativen Technologie ist die Zukunft unseres Standorts langfristig gesichert", sagte Zirbs. Zudem werde der sächsische Continentalstandort davon profitieren, dass die Piezo-Technik auch im Lkw-Bereich zunehmend an Bedeutung gewinnt.
In den vergangenen zehn Jahren wurden mehr als 40 Millionen Piezo-Injektoren in den Werken Limbach-Oberfrohna und Stollberg produziert. Der Automobilzulieferer aus Hannover hat mehr als 500 Millionen Euro in die beiden Werke investiert. Die Montage der Injektoren, die mit einem Druck von rund 2000 bar das Diesel-Luftgemisch in die Zylinder einspritzen, muss unter Reinraumbedingungen erfolgen. Heute sind in den beiden Werken zusammen rund 1600 Mitarbeiter (Vorjahr 1300) beschäftigt. Die Serienproduktion von Piezo-Common-Rail-Einspritzsystem für Dieselmotoren läuft in Limbach-Oberfrohna seit dem Jahr 2000, die Fertigung in Stollberg startete 2004.
Der neue, direkt angetriebene Injektor ist eine Weiterentwicklung der bisherigen Piezo-Technologie. Bislang betätigt der Aktuator (ein elektronisch angesteuertes Stellglied) die Nadel in der Einspritzdüse über eine hydraulische Übersetzung. Im neuen Konzept steuert der Aktuator, der aus mehr als 700 keramischen Schichten besteht, die Nadel direkt. Diese Aufgabe leistet er innerhalb von Mikrosekunden und ermöglicht dadurch eine Vielfacheinspritzung. Durch diesen innovativen Antrieb wird die Düsennadel schneller und präziser angesteuert. Dadurch kann die Menge des eingespritzten Kraftstoffs sehr genau an die Motorleistung und den Verbrennungsprozess im Zylinder angepasst werden. Hinzu kommt, dass die neuen Injektoren leiser arbeiten. Das Motorengeräusch verringert sich. Das neue System erhielt unlängst den Innovationspreis für Klima und Umwelt in der Kategorie "Umweltfreundliche Technologien". Der Preis wird vom Bundesumweltministerium und dem Bundesverband der Deutschen Industrie vergeben.
Der Standort Limbach-Oberfrohna/Stollberg ist das internationale Leitwerk des Continental-Konzerns im Bereich der Injektoren-Technik. Es gehört zur Konzernsparte Powertrain, die im vergangenen Jahr mit 27.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 4,7 Milliarden Euro erzielte. Der Continental-Konzern gehört mit einem Umsatz von insgesamt 26 Milliarden Euro (2010) zu den weltweit führenden Automobilzulieferern. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 155.000 Mitarbeiter in 45 Ländern. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 23.05.2011