Neue Silbersuche löst Optimismus in der Region aus

Das Oberbergamt hat der Sachsenerz Bergwerks GmbH Espenhain gestattet, unter anderem im Raum Brand-Erbisdorf Silbererze zu erkunden - die Reaktion ist überwiegend positiv.

VON ROLF RUDOLPH UND STEFFEN JANKOWSKI

BRAND-ERBISDORF / FREIBERG - Mehr als 800 Jahre nach den ersten Silberfunden in

der Region lagern noch immer Erzvorkommen des Metalls unter Freiberg und Brand-

Erbisdorf. Das erfährt jeder Gast des Lehr- und Besucherbergwerks "Reiche Zeche" der

Freiberger Bergakademie und des Museums "Huthaus Einigkeit" in der Nachbarstadt. Dass sich der Abbau nun wieder lohnen soll - der Silberpreis war bisher zu niedrig, um das immer tiefer liegende oder immer geringer konzentrierte Erz zu schürfen -, wird überwiegend positiv aufgenommen.

Die Sachsenerz Bergwerks GmbH Espenhain setzt mit ihren Erkundungsarbeiten im Gebiet von Brand-Erbisdorf und Zug an. Hier lag beispielsweise die Grube Himmelsfürst, die als Sachsens reichstes Silberbergwerk gilt. Entsprechend hoch sind nun die Erwartungen.

"Ich kann nur sagen: Zurück in die Zukunft."

Bernd-Erwin Schramm Oberbürgermeister von Freiberg

"Ich freue mich als Geologe, dass die Tradition des Bergbaus wiederbelebt werden soll.

Offenbar sind die Abbaumethoden und Aufbereitungsverfahren so modern geworden, dass sich der Abbau von Erz wieder lohnt", sagt etwa Martin Antonow (parteilos), Oberbürgermeister von Brand-Erbisdorf. Ein Vorteil ist aus seiner Sicht die Nähe zur TU Bergakademie, die technologische Neuerungen vorantreibe und damit Arbeitsplätze sichere und schaffe. "In der silberreichsten Region Sachsens sollte bei den Erkundungsarbeiten doch was zu finden sein", glaubt Antonow.

Ähnlich äußert sich sein Freiberger Amtskollege Bernd-Erwin Schramm (parteilos): "Das

neue Berggeschrey ist in Verbindung mit dem neuen Ressourcen-Technologieinstitut an

der TU Bergakademie eine weitere große Chance für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Freiberg. Ich kann nur sagen: Zurück in die Zukunft, die Historie wird wieder belebt".

Für Karsten Gräning, den Geschäftsführer des Tourismusverbands "Silbernes Erzgebirge ", resultieren die geplanten Erkundungsarbeiten aus der Verknappung der Rohstoffe. "Bei dem Vorhaben sollte man sehr sanft vorgehen, damit der Lebensraum Erzgebirge und die Landschaft nicht beeinträchtigt werden. Heute wird bei einem neuen Berggeschrey sicherlich alles sehr geordnet zugehen, und es könnten neue Arbeitsplätze entstehen."

Auch Ulrich Thiel, der Leiter des Stadt- und Bergbaumuseums Freiberg, begrüßt die Erkundung von Lagerstätten. Dabei ist er aber verhalten optimistisch, was die Wirtschaftlichkeit anbetrifft: "Kommt es zum Abbau, müsste erst einmal viel investiert werden. Dabei hat das Unternehmen eine große Verantwortung für die Zeitzeugen des Altbergbaus. Die Landschaft muss erhalten bleiben, und der Grundwasserspiegel darf nicht sinken."

Markus Link sieht es als touristischer Leiter des Fördervereins "Himmelfahrt Fundgrube" ebenfalls positiv, dass die Tradition des Bergbaus in Sachsen wieder belebt werden soll. "Mehr Touristen für unser Besucherbergwerk werden wir dadurch allerdings nicht bekommen", schränkt er zugleich ein.

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 22.12.2010