„Muhmelädchen“ – die Lößnitzer „Tante“ in der Innenstadt
Schon vor der Eröffnung sorgte das „Muhmelädchen“ für neugierige Blicke. Zunächst erschien der Schriftzug „Hier entsteht ein Muhmelädchen“ am Schaufenster des ehemaligen Schuhgeschäfts. Die Einheimischen wussten sofort Bescheid: „Muhme“ – eine liebevolle Bezeichnung für eine Tante – ist ein alter Spitzname für Lößnitz. Mit Packpapier verhüllte Schaufenster, durchsetzt mit kleinen Gucklöchern, ließen bald darauf erahnen, dass sich dahinter ein besonderes Projekt verbirgt. Als der Sichtschutz fiel, zeigte sich ein buntes Sortiment aus Souvenirs, dekorativen Handwerksstücken und künstlerischen Arbeiten.
Die Initiatoren wollen mit dem Laden die Innenstadt wiederbeleben. Das Projekt will vor allem Hobbykünstlern eine Bühne bieten, die bisher meistens nur privat oder über Mundpropaganda verkauft haben. Jetzt haben sie die Chance, ihre Werke im eigenen Laden anzubieten. Insgesamt 20 Händler sind zum Start des „Muhmelädchens“ dabei. Manche von ihnen betreiben bereits eine Verkaufs-Website, doch das Projekt setzt bewusst auf den lokalen Handel.
Die Genossenschaft „Gemeinsam für Lößnitz“, die das „Muhmelädchen“ betreibt, wurde Ende April von zehn engagierten Bürgern gegründet, darunter auch Bürgermeister Alexander Troll (CDU) und Rico Geisler, Geschäftsführer der Lößnitzer Wohnungsbaugesellschaft. Auch wenn beide in ihrer privaten Funktion handeln, unterstützen sie das Projekt mit großem Einsatz.
Der Anstoß für das „Muhmelädchen“ kam von einem Simul-Kreativwettbewerb des Sächsischen Ministeriums für Regionalentwicklung, bei dem die Projektidee 10.000 Euro gewann. Dieses Preisgeld bildete das Grundkapital der Genossenschaft, die zusätzlich durch die Vermietung von Regalen, die Einnahmen der Postdienstleistungen und Genossenschaftsbeiträge finanziert wird. Seit Anfang August übernimmt das „Muhmelädchen“ auch die Postdienstleistungen in Lößnitz – ein weiterer Schritt, um die Innenstadt zu beleben.
Mit diesem innovativen Konzept beweisen die Lößnitzer Bürger, wie man durch gemeinsames Engagement und kreative Ideen dem Leerstand in der Innenstadt entgegenwirken kann – und das mit viel Herz und Heimatverbundenheit.