Mehr Nachfolgerinnen braucht das Land

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Celine Lubojanski hatte als Teenager andere Pläne: Sie wollte zunächst in Glauchau Wirtschaft studieren und dann später irgendwann einmal in die Firma ihres Vaters einsteigen. Doch es kam anders.

Schon im Mai 2016 - nur einen Tag nach ihrer letzten Abiturprüfung - stand Celine Lubojanski mit im Kunsthandwerkgeschäft und im Café mit angeschlossener eigener Rösterei im erzgebirgischen Neukirchen. "Papa hat mir gezeigt, wie man einen Betrieb führt - von der Buchhaltung über die Herstellung erzgebirgischer Volkskunst bis hin zur Kaffeerösterei, der Personalführung, dem Wareneinkauf und dem Versand", sagt sie. "Und er hat mir alle Geschäftspartner vorgestellt."

Zum 1. Januar 2017 überschrieb der Vater dann dem Teenager die Firma - er war unheilbar krank. "Damit der ganze Papierkrieg für den Fall der Fälle schon erledigt ist", sagt Celine Lubojanski. Als der Vater dann im April starb, lag nicht nur die Verantwortung für sieben Festangestellte und für einige Pauschalkräfte allein auf den Schultern einer damals gerade erst 19-Jährigen, sondern auch die Last der finanziellen Verpflichtungen. "Natürlich hat man die Zahlen immer vor Augen", sagt Celine Lubojanski. "Aber darüber darf man sich nicht so sehr den Kopf zebrechen."

Während andere nach dem Schulabschluss die Welt bereisen, sich die Nächte in Discos um die Ohren schlagen oder eine Auszeit nehmen, um sich erst einmal zu orientieren, musste Celine Lubojanski sofort voll durchstarten. "Der gute Ruf meines Vaters in der Branche hat mir aber vieles erleichtert", sagt sie. "Und Unternehmensführung hat mehr mit gesundem Menschenverstand zu tun als mit Spezialwissen." Steuern, Lohnabrechnung, Buchhaltung oder Werbung? "Als kleiner Betrieb kann ich da nicht stets auf dem Laufenden sein. Deshalb lasse ich das externe Experten machen."

Angst, ihre Jugend zu verpassen, hat Celine Lubojanski keine. "Ich gehe doch auch mal weg", sagt sie. "Und ich denke, dass ich in der letzten Zeit so auch sehr viel Neues gesehen habe, ohne dass ich dafür extra nach Südamerika oder sonst wohin hätte reisen müssen."

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Quelle: Freie Presse vom 16.06.2018, Jürgen Becker