Kämpferin aus der Näherei rettet Standort
Jahnsbach. Eigentlich wollte Brigitta Lieberwirth Lehrerin werden. Doch es kam anders. Und wer die Geschichte der heute 65-Jährigen hört, hat einen Gedanken: Vielleicht war es Schicksal, dass es genauso gekommen ist. Es ist das Jahr 1966, als die Gelenauerin eine Ausbildung zur Konfektionsnäherin in Jahnsbach beginnt. Berufsbegleitend absolviert sie später ein Studium an der Ingenieurschule für Bekleidungstechnik in Berlin. 1970 wurde sie die Leiterin der Technologie. Zwei Jahre später folgt die Verstaatlichung und mit ihr der Name VEB Strandmoden Jahnsbach. 1983 wurden drei Firmen - Jahnsbach, Geyer, Neundorf - zum VEB Damenmode Geyer zusammengeschlossen. Später übernimmt Brigitta Lieberwirth die Werkleitung in Jahnsbach. "Dann kamen die kritischen Jahre." Nach der Wende war alles in der Schwebe. Der Direktor verließ die Firma. Das Werk in Jahnsbach war vogelfrei. Keiner wusste, wie es weitergeht. Doch Lieberwirth wollte es wissen, schließlich hatte sie die Verantwortung für die Mitarbeiter. Sie fuhr ins Wirtschaftsministerium nach Düsseldorf, der Partnerstadt von Chemnitz. "Man erzählte mir, dass die Treuhand eingesetzt wird, um die Firmen zu schließen." Die Nachricht war erschütternd, aber die Wahrheit. "Wir wollten nicht aufgeben", sagt Brigitta Lieberwirth. Ihr Kampfgeist war geweckt. "Jetzt erst recht." Quelle: Freie Presse am 23.10.2015 (Denise Märkisch)