Jeder zehnte Abwanderer ist aus dem Westen zurück
Viele Sachsen, die dem Freistaat einst wegen der Jobsuche den Rücken kehrten, vollziehen gegenwärtig einen Richtungswechsel. Gemessen am ostdeutschen Durchschnitt liegt die Zahl der Rückkehrer aus den westdeutschen Bundesländern in Sachsen sogar besonders hoch. Das ergibt sich aus einer neuen Langzeitstudie des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig, welche die Wochenzeitung „Die Zeit“ am Donnerstag vorstellt. Danach sind von den insgesamt 53.247 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, die Sachsen zwischen 1999 und 2010 in Richtung Westen verlassen haben, inzwischen 5.401 wieder in ihr Heimatland zurückgekommen. Die Rückkehrerquote liegt mit rund 10,1 Prozent über dem Schnitt in allen fünf ostdeutschen Bundesländern (9,6 Prozent). Laut der Studie beschleunigt sich zurzeit allerdings überall der Trend, dass sich mehr frühere Abwanderer im Osten wieder eine neue Existenz aufbauen. Dabei sind überraschenderweise etliche von ihnen bereit, in ihrer alten Heimat sogar für ein geringeres Gehalt zu arbeiten. Auffällig ist auch, dass es die Rückkehrer eher aufs Land als in die Großstädte zieht. Unter ihnen befinden sich zudem viele Hochqualifizierte – Ingenieure, Chemiker, Physiker und Mathematiker. Nicht zuletzt sorgen die Rückkehrer für eine erfreuliche Entwicklung in der ostdeutschen Altersstatistik. Während die Daheimgebliebenen im Durchschnitt 44 Jahre alt sind, kommen die Rückkehrer aus den alten Bundesländern auf etwa 38 Jahre. Noch profitieren die Regionen in Ostdeutschland aber sehr unterschiedlich von dieser neuen Wanderungswelle. Mit einer Rückkehrquote von 18,6 und 14,9 Prozent führen das Eichsfeld sowie der Kreis Hildburghausen in Thüringen die Rückkehrer-Liste an. „Gerade die einstigen ostdeutschen Grenzgebiete registrieren heute die meisten Heimkehrer“, bestätigt Robert Nadler der SZ. Er ist einer der Autoren der Studie. Seinen Angaben nach gehören die Kreise Sächsische Schweiz – Osterzgebirge (10,6 Prozent) und das Erzgebirge (10,5 Prozent) mit Platz acht und neun zu den sächsischen Gewinnern. Danach folgt der Kreis Mittelsachsen bundesweit auf Platz zwölf. Mit einer Rückkehrerquote von jeweils nur 7,3 Prozent bilden der Kreis Görlitz sowie die Stadt Chemnitz die Schlusslichter im Freistaat. Im Vergleich aller fünf neuen Länder liegt wiederum die Stadt Frankfurt/Oder mit nur 3,6 Prozent ganz hinten. Gegenwärtig arbeitet das Leibniz-Institut an Konzepten, um noch mehr abgewanderte Ostdeutsche zu einem Neuanfang in ihrer alten Heimat zu bewegen. Helfen sollen unter anderen Hotlines, welche Rückkehrwillige bei der Suche nach Jobs, Schulen oder einer Wohnung unterstützen. Quelle: Sächsische Zeitung