Industrie auf Wachstumskurs
Erzgebirgskreis . Im sachsenweiten Vergleich legt das Bruttoinlandsprodukt im Erzgebirgskreis kräftig zu. Hauptursache ist die Stärke des produzierenden Gewerbes.
Das Bruttoinlandsprodukt im Landkreis ist 2012 um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Die Kennziffer beinhaltet den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen die innerhalb eines Jahres hergestellt wurden.
In Chemnitz lag das Wachstum lediglich bei 0,7 Prozent, in Dresden bei 0,4 Prozent. Im Kreis Zwickau schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um 1,0 Prozent, im Mittelsachsen schrumpfte es um satte 3,4 Prozent. An Boom-Regionen wie Leipzig und Görlitz mit jeweils 3,4 Prozent Wachstum kommt das Erzgebirge zwar noch nicht heran. Doch da der Freistaat insgesamt um 1,2 Prozent zulegte, sind die 2,6 Prozent des Erzgebirgskreises ein Beleg für die Stärke der Region.
Region ist Musterschüler
Hauptursache ist die starke Industrie . Das produzierende Gewerbe legte im Kreis um rekordverdächtige 7,6 Prozent zu. Mit diesem Wert liegt die Region im Freistaats ganz weit vorn, denn Landesweit schrumpfte das produzierende Gewerbe 2012 um 2,1 Prozent.
Die Zahlen sind schon über ein Jahr alt, doch Matthias Lißke , Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH , rechnet fest damit, dass es bei der guten Entwicklung bleibt. "Hier dominieren kleine und mittlere Betriebe, die flexibel auf Krisen reagieren", so Lißke. "Viele von ihnen wachsen zwar nicht spektakulär, dafür aber stetig Jahr für Jahr." Mittelsachsen habe jahrelang durch die Solarbranche satte Zuwächse verzeichnen können. Als es in diesem Bereich eine Krise gegeben habe, sei dort das Bruttoinlandsprodukt kräftig abgerutscht. Die Industrie im Erzgebirgskreis ist breiter aufgestellt und dadurch robuster.
"Den Trend nach oben kann ich bestätigen", sagte gestern Michael Bauer , Geschäftsführer der Curt Bauer GmbH in Aue . "Wir haben aktuell deutliche Steigerungen. Diese betreffen sowohl den Export als auch den Verkauf innerhalb Deutschlands." Gerade der letzte Punkt ist bemerkenswert. Immerhin hatte die Binnenkonjunktur in Deutschland jahrelang geschwächelt. Dies scheint sich allmählich zu ändern.
Thema Fachkräftesicherung
"Es gibt viele positive Signale", sagte auch Christian Balanze, Personalchef des Blechformwerks Bernsbach. Die Auftragslage sei stabil und man habe viel investiert. Jetzt suche man sogar neue Mitarbeiter. Ein Thema, das auch vielen seiner Kollegen noch einiges Kopfzerbrechen bereiten wird. "Der Fachkräftemangel wird ein großes Problem", blickt Matthias Lißke von der Wirtschaftsförderung voraus. "Es fehlt gar nicht so sehr an Gewerbegebieten oder Straßen. Der entscheidende Knackpunkt ist der Mensch."
Quelle: Freie Presse, am 17. Juli 2014