Imagegewinn auch ohne Ansturm von Touristen
Der Welterbekonvent Erzgebirge ist gestern Abend in Freiberg zur ersten konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Der Konvent ist oberstes Entscheidungsgremium für die Bewerbung der Montanregion Erzgebirge um den Unesco-Welterbetitel. Ihm gehören Vertreter der derzeit 31 am Projekt beteiligten Kommunen und der zwei Landkreise Mittelsachsen und Erzgebirgskreis an. Über die Aufgaben unterhielt sich Gabriele Fleischer mit dem gestern zum Sprecher gewählten Landrat Volker Uhlig (CDU).
Freie Presse: Was passiert nach der konstituierenden Sitzung des Welterbekonvents?
Volker Uhlig: Als oberstes Entscheidungsgremium bei dem Projekt um die Bewerbung der Montanregion wollen wir den Prozess weiter voranbringen. Wir arbeiten der Landesregierung für einen Kabinettsbeschluss bis zum Jahresende den bisherigen Stand der Bewerbung zu, müssen uns um Fragen der Finanzierung kümmern und darum, welche weiteren Projekte möglicherweise noch hinzukommen. Beispielsweise liegen noch Bewerbungen von Zwönitz und Freital vor.
Apropos Freistaat: Welche Entwicklungen gibt es bei der Zusammenarbeit?
Seit gestern ist bekannt, dass das Innenministerium Kontakte mit der tschechischen Regierung aufnehmen soll. Das könnte der Durchbruch für die Bewerbung sein, die ohne die Nachbarn schlechter funktioniert. Bisher stand der Freistaat dem Thema reserviert gegenüber.
Welche Kosten verschlingen die Bewerbung und die Vorbereitung darauf? Wo kommt das Geld her?
Über drei Jahre gerechnet, kostet das Projekt 1,3 Millionen Euro, den Mammutanteil verschlingen Marketing und Werbung mit 800.000 Euro. Finanziert wird das über Beiträge, jährlich 1000 Euro pro Kommune und für jedes Projekt 1600 Euro, pro Landkreis 55.000 Euro.
Was bringen Bewerbung und mögliche Aufnahme als Weltkulturerbe, über die 2014 entschieden werden soll, der Region?
Auf keinen Fall über Nacht eine proppenvolle Kasse. Aber der Titel wäre ein Imagegewinn für die Region, den nicht jeder vorweisen kann. Wir erwarten auch keinen Ansturm von Touristen, aber es ist bekannt, dass viele Interessenten alle Welterbestätten "abarbeiten". Die Bewerbung der Montanregion Erzgebirge ist umstritten. Kritiker argumentieren, dass zu viel unter Schutz gestellt werden könnte und dadurch Investitionen blockiert werden. Das "Käseglocken"-Argument wurde schon mehrfach diskutiert. Aber Bestandteil des Antrages, der im Februar 2013 eingereicht werden soll, ist auch, genau zu prüfen, wo möglicherweise welche Bauvorhaben geplant sind, Gewerbegebiete oder Ortsumgehungen entstehen. Viele Innenstädte und historische Objekte stehen unter Denkmalschutz. Daran dürfte auch nicht zu rütteln sein. Keiner wird wohl daran denken, technische Denkmale wie die "Alte Elisabeth" und die "Reiche Zeche" mit dem Lehr- und Besucherbergwerk in Freiberg oder die Saiger- hütte in Olbernhau dicht zu machen. Auch ein neues Berggeschrey würde das ausschließen. Natürlich gibt es für nichts eine hundertprozentige Sicherheit. Hier müssen Kompromisse gefunden werden.
Wann und durch wen entstand eigentlich die Idee für die Bewerbung?
Einer der Initiatoren war der Freiberger CDU-Stadtrat Heinrich Douffet, der damals im Wissenschaftsministerium tätig war. 1998 kam das Projekt das erste Mal ins Gespräch. Im Jahr 2003 hat sich der Förderverein Montanregion Erzgebirge gegründet. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 18.08.2011