Handarbeit bringt Zugreisenden Sicherheit

Seit zehn Jahren wartet und repariert die Marienberger Werkstatt der Regionalverkehr Erzgebirge GmbH vorwiegend historische Schienenfahrzeuge. Heute wird Jubiläum gefeiert.

VON JAN GÖRNER

MARIENBERG - Das 16-köpfige Team für Schienenfahrzeuge in der Werkstatt der Regionalverkehr Erzgebirge GmbH in Marienberg hat das 100. Schienenfahrzeug zur Hauptuntersuchung gewartet und Mängel behoben. Heute wird der Reisezugwagen der Fichtelbergbahn bei einer kleinen Feierstunde übergeben.

Etwa 1200 Stunden prüften die Mitarbeiter alle für die Sicherheit der Reisenden wichtigen Bauteile. Bremsen, Zugvorrichtungen und Kupplungen sind nur einige Baugruppen, die im Rahmen der Hauptuntersuchung inspiziert und instand gesetzt werden müssen. "Das ist alles Handarbeit, Automaten oder gar Robotertechnik kommen bei uns nicht zum Einsatz", sagt Werkstattleiter Uwe Mehnert. Schweißen, Schrauben, Hämmern - das sind die wichtigsten Tätigkeiten in der Werkstatt. Außerdem müssen die Mitarbeiter in der Lage sein, Holzteile für den Innenausbau oder das Dach selbst herzustellen. Der Sachverständige für Wagentechnik, Klaus Fiedler, nahm während der Abnahme jedes Detail in Augenschein. Der 72 Jahre alte Dresdner konnte während seines Berufslebens schon viele Erfahrungen sammeln. Außerdem erhielt der Reisezugwagen eine neue Lackierung.

"Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren viele schöne und außergewöhnliche Aufträge."

Uwe Mehnert Werkstattleiter

Schon 2003 stand das 1908 gebaute Fahrzeug in der Werkstatt bei den Marienbergern. Alle acht Jahre müssen die Reisezugwagen turnusgemäß untersucht werden. "Dabei reicht es nicht aus, sich das Fahrzeug einfach nur genau anzusehen", sagt Uwe Mehnert. Jedes sicherheitsrelevante Bauteil gilt es zu zerlegen und wieder zusammenzubauen, erklärt der Fachmann. Von Anfang an zählte er in Marienberg zum Team.

Vor zehn Jahren nahm die Werkstatt ihre Arbeit auf. "Diese Tätigkeit war für mich etwas völlig Neues und gleichzeitig sehr Spannendes", erinnert sich Mehnert. Die Mitarbeiter hatten anfangs viel zu lernen und deshalb auch zu experimentieren. "Nach und nach hat sich eine gewisse Routine in Bezug auf die Abläufe eingestellt", erklärt der Experte. Das erste ihm anvertraute Schienenfahrzeug war im Sommer 2001 ein Reisewagen, den das Team gemeinsam mit einem zweiten komplett neu aufbauen musste. Damals gehörte die Werkstatt noch zur BVO Verkehrsbetriebe GmbH. Im April dieses Jahres kam es zur Umfirmierung der BVO in die Regionalverkehr Erzgebirge GmbH (RVE).

"Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren viele schöne und außergewöhnliche Aufträge", berichtet Uwe Mehnert. Dazu zählt er beispielsweise drei oben offene Aussichtswagen, die Mitarbeiter der Marienberger Werkstatt mit vielen eigenen Konstruktionen neu aufbauen durften. "Damals waren eigentlich nur noch die Gestelle der Schienenfahrzeuge vorhanden", erinnert sich der Werkstattleiter.

Das 100. in der Marienberger Werkstatt untersuchte und instand gesetzte Schienenfahrzeug wird schon bald wieder seinen Dienst bei der Fichtelbergbahn aufnehmen. Noch während an dem Reisezugwagen letzte Arbeiten erfolgten, stand die Nummer 101 schon in der Werkstatt. Wie bei dem Vorgänger handelt es sich um einen Reisezugwagen der Fichtelbergbahn, an dem in Marienberg die Hauptuntersuchung vorgenommen wird. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Marienberger Zeitung, 20.12.2011