"Filigrane Handarbeit bewundernswert"
VON THOMAS FRITZSCH
Grünhainichen - Etwa 4000 Besucher haben am Wochenende die Gelegenheit genutzt,
bei den Schautagen der Firma Wendt & Kühn in Grünhainichen den Beschäftigten bei der
Fertigung der himmlischen Geschöpfe genau über die Schulter zu sehen. Die Schautage im Haus der Engel, bei denen an jedem der beiden Tage etwa ein Viertel der Beschäftigten ihr Können demonstrierte, haben im Unternehmen Tradition.
Schautage zeigen Aufwand
"Wir wollen zeigen, mit welchem Aufwand die Figuren bei uns produziert werden. Die
Besucher sollen die unterschiedlichen Arbeitsschritte genau verfolgen können", erklärte
Drehereimeister Roland Stanzel. Das Wachstum der Engel wurde beim Betriebsrundgang mithilfe von Wegweisern vom Rohholz übers Drechseln bis zur Taucherei, Malerei und schließlich Montage gezeigt. Die Manufaktur verarbeitet hauptsächlich die Hölzer Linde, Erle und Fichte. Deren Verbrauch liegt bei insgesamt 60 Kubikmeter jährlich.
Nach dem Ankauf wird das Holz in einer großen Holztrockenlagerhalle aufbewahrt. Dort
wird es vorgetrocknet, anschließend erfolgt eine technische Nachtrocknung bis die
Holzfeuchte nur noch ungefähr zehn Prozent beträgt. Erst dann kann das Holz verarbeitet
werden. Eigentlich müsste das Material mehrere Jahre trocknen, doch mithilfe der Technik wird der Zeitraum verkürzt.
Die Hauptrolle spielten am Wochenende jedoch die kleinen geflügelten Miniaturen, von
denen 250 verschiedene in Handarbeit gefertigt werden. "Wir haben seit Herbst eine
ganze Palette an Neuheiten, beispielsweise die Engel mit Herz und die Engelmusikanten
mit Oboe", erklärte Stanzel. Alle Neuentwicklungen orientieren sich an historischen
Entwürfen.
"Wunderbare Stimmung"
Christian Peschel aus Potsdam, der mit Ehefrau Katrin und den drei Kindern Jacob, Maria
und Paul die Manufaktur besuchte, hatten es die Musikanten, Engel und Blumenkinder
besonders angetan. "Wir kommen jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit ins Erzgebirge , um die wunderbare Stimmung einzufangen. Ein Abstecher zu den Schautagen bei Wendt & Kühn gehört da einfach dazu." Das Leipziger Ehepaar Conny und Christoph Möllering mit den Kindern Emma (6) und Finn (8) war das erste Mal in der Manufaktur zu Besuch: "Wir kommen natürlich wegen dieser wunderbaren Engel. Wir möchten endlich wissen, wo sie geboren werden. Die Eltern meines Mannes sind schon Sammler. Wir haben jetzt auch einige Stücke daheim." Ihr Partner ergänzt: "Die filigrane Handarbeit finde ich bewundernswert. Es ist erstaunlich, wie aus so wenig so viel Schönes entsteht."
Bei Firmenchef Tobias Wendt, der das Familienunternehmen zum Jahresende verlässt, schwang an den beiden Tagen Wehmut mit. Die Schautage hatte er mit aufgebaut und zu dem gemacht, was sie heute sind. Der Abschied von dem Unternehmen fällt ihm schwer, zumal die Geschäfte im Augenblick gut laufen. Die Kauflaune der Kunden hat seinen Worten nach im Vergleich zum Vorjahr sogar noch etwas angezogen. Das Unternehmen mit seinen 155 Mitarbeitern strebt laut Wendt im Jubiläumsjahr einen Umsatz von über sieben Millionen Euro an. (mit mik) Quelle: Freie Presse, Ausgabe Zschopauer Zeitung, 30.11.2010