Erzgebirger und Chemnitzer bündeln Kräfte
VON KATJA LIPPMANN-WAGNER
BEIERFELD/CHEMNITZ - Frisch gebackene Ingenieure wollen schnell gutes Geld verdienen, in einer namhaften Firma arbeiten, am besten bei überregional bekannten Konzernen. Dabei bietet der Mittelstand Absolventen der Hochschulen ebenfalls beste Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten. "Wir sind auf junge Leute angewiesen, offerieren ihnen gut bezahlte Jobs in einem innovativen Unternehmen", sagt Eberhard Grünert , Geschäftsführer der Turck duotec GmbH Beierfeld. Man könne nicht früh genug beginnen, junge Leute zu gewinnen. Deshalb engagiert sich Turck am Smart Systems Campus im Umfeld der TU Chemnitz . Einen starken Partner fanden die Erzgebirger in der Electronic Design Chemnitz (EDC) GmbH.
Seit 2008 arbeiten beide Firmen zusammen. Laut EDC-Geschäftsführer André Lange verbindet die Elektronikspezialisten einiges, so das vom Bund geförderte Smart-Filter-Projekt. Ziel ist es, eine intelligente Filterüberwachung zu entwickeln, die in industriellen Absauganlagen einsetzbar ist. "Sie muss energieeffizient und gesundheitsorientiert arbeiten. Es geht darum, die Filterpatronen mit Intelligenz auszustatten. Künftig kommunizieren sie mit der Absauganlage, überwachen eigenständig ihren Zustand", erklärt der zweite EDC-Geschäftsführer Steffen Heinz. "Wir sind mitten in der Entwicklung." Seine Firma mit derzeit 16 Mitarbeitern sitzt im so genannten Start-up-Gebäude im Smart-Systems-Campus der Stadt Chemnitz. Dort stehen EDC rund 300 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Die Kapazitätsgrenze ist erreicht, der Bau eines eigenen Entwicklungskompetenzzentrums in Planung. Auch die Turck duotec GmbH wird dort Büroräume beziehen. Die enge Zusammenarbeit wird zurzeit auf weitere Entwicklungsprojekte, die zum Beispiel auf dem Gebiet innovativer Antriebstechnik liegen, ausgedehnt.
Steffen Heinz, zugleich an der TU als Dozent tätig, kennt das Hauptproblem in Sachen Fachkräftesicherung: "Es gibt immer weniger Studenten in technischen Richtungen." Die Gründe dafür liegen seiner Meinung nach in der geringen Akzeptanz in der Gesellschaft. Technische Berufe stehen nicht, wie etwa Jobs in der Medienbranche und in der Medizin, im Scheinwerferlicht. "Außerdem ist es oft so, dass junge Leute nach ihrem Studium den Freistaat verlassen, obwohl sie hier Arbeitsangebote haben", so Heinz. EDC setze deshalb auf attraktive Gehälter und attraktive Aufgaben.
"Soll Sachsen ein erfolgreicher Standort mit guten Arbeitsplätzen bleiben, müssen wir auf alte Stärken setzen: Entwicklungskompetenz und Fertigungs-Knowhow. Sachsen war in der Industriegeschichte stets Motor des technischen Fortschritts", so Eberhard Grünert. Durch die Initiativen mit EDC in Chemnitz erhofft er sich, Studenten schon während der Hochschulausbildung an seine Firma zu binden. Die praktischen Erfahrungen, die sie bei EDC und Turck duotec sammeln, sollen sie in der Region halten. Grünert sieht darin einen verheißungsvollen Weg zur Fachkräftesicherung.
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 06.07.2011