Einsatz für die Zunft ist Hobby
VON FRANZISKA MUTH
Pfaffenhain - Wolfram Reinhardt sei ein Unternehmer, der auch das Wohl seiner Zunft im
Blick habe - so steht es in der Laudatio zu einer Ehrung, die der 62-Jährige aus dem
Jahnsdorfer Ortsteil Pfaffenhain erhalten hat: das Verdienstkreuz am Bande des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Ausgezeichnet wurde Wolfram Reinhardt für sein drei Jahrzehnte währendes Engagement im Handwerk der Betonstein- und Terrazzohersteller. In diesem Bereich war schon sein Großvater tätig. Er gründete 1919 den Pfaffenhainer Betrieb, der heute den Namen Reinhardt Beton GmbH trägt und den Wolfram Reinhardt 1972 vom Vater übernahm. Das Unternehmen zählt heute 18 Mitarbeiter, ist in Deutschland und im nahen Ausland tätig. Der Betrieb stellt Betonwerksteine und Naturwerksteine her und verlegt diese, und er fertigt Terrazzoböden.
Wolfram Reinhardt ist gelernter Betonstein- und Terrazzohersteller und trägt in diesem
Bereich auch einen Meistertitel. Zudem hat er Bauingenieurwesen studiert. Da es in der
DDR keine bezirksüberschreitende fachliche oder betriebliche Koordinierung gab, gründete er 1982 die zentrale Arbeitsgruppe Betonwerkstein und Terrazzohersteller, die von den Behörden geduldet wurde. "Zusammenschlüsse privater Handwerker über den Bezirk hinaus wurden damals nicht gern gesehen", erzählt er. Aber Reinhardt, zwischenzeitlich zum Obermeister der Berufsgruppe im Bezirk gewählt, und seine Mitstreiter aus der ganzen DDR ließen sich nicht beirren. "Ich wollte etwas für unser schönes Handwerk tun." Auf seine Initiative hin schufen sie etwa Regelungen für die Facharbeiter- und Meisterausbildung. Der Pfaffenhainer erarbeitete Lehrmaterial, dass zur alleinigen Prüfungsgrundlage wurde.
Nach 1990 wurde aus der Arbeitsgruppe der Dachverband der Betonstein- und Terrazzohersteller in den neuen Bundesländern, dem er seit Anfang an vorsteht. Zudem ist Reinhardt seit 2006 Vorsitzender des Bundesverbands Betonsteinwerke, Fertigteile, Terrazzo und Naturstein.
Der Bundesfachverband bündelt technische Regeln für das Handwerk, die auch dazu dienen, den immer höher werdenden Qualitätsansprüchen der Kunden nachzukommen. Reinhardt plant in diesem Zusammenhang eine Plattform, die Handwerker mit Ideen mit Wissenschaftlern zusammenbringen soll. "Ergebnisse aus der Forschung sollen nicht im Archiv verschwinden", meint er. Sein Ziel sei stets, Arbeitsplätze zu erhalten. Wolfram Reinhardts Ideen gehen noch weiter: "Angesichts des Fachkräftemangels wollen wir Erwachsene aus Bevölkerungsgruppen qualifizieren, die nicht so viele Chancen haben, etwa Migranten." Auch für eine betriebliche Altersversorgung hat sich Reinhardt mit Erfolg engagiert.
Dass sich sein Einsatz lohnt, macht er unter anderem am Bundesverband fest: "Wir haben mit 15.000 Beschäftigten einen Organisationsgrad von über 85 Prozent", meint er. Für ihn ist das Bundesverdienstkreuz eine Ehre, aber kein Grund, sich zurückzulehnen. "Die einen gehen in die Kneipe, andere widmen sich der Modelleisenbahn. Für mich ist das Ehrenamt mein Hobby."
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Stollberger Zeitung, 15.12.2010