Ein Koch schuftet wie ein Extremsportler

Die Woche der offenen Unternehmen macht es möglich: Jugendliche können sich über Ausbildungsberufe informieren. Rund 100 Schüler nutzten die Angebote der Köhlerhütte Waschleithe.

VON KATJA LIPPMANN-WAGNER

WASCHLEITHE - Temperaturwechsel von plus 70 auf minus 20 Grad Celsius, Lasten von 20 bis 30 Kilogramm und fünf Kilometer Fußweg täglich - das sind nicht etwa Aufgaben die Extremsportler meistern müssen. Es sind die Strapazen, die ein Koch in seinem Berufsalltag aushalten muss. Und trotzdem ist es für viele junge Menschen ein Traumberuf. "Er ist vielfältig, kreativ und abwechslungsreich", meint Jungfacharbeiter Martin Lehmann aus Grünhain. Denn ein Koch zeichnet für Einkauf, Erstellung der Speisekarten und für den reibungslosen Ablauf in der Küche verantwortlich.

Im vergangenen Jahr hat der 20-jährige Lehmann eine Ausbildung im Hotel Köhlerhütte mit dem Prädikat "Gut" beendet und ist übernommen worden - eine Ausnahme, gibt Hotel- und Restaurantchef Heiko Schmidt zu. "Wir übernehmen eigentlich keine Lehrlinge. Ich bin der Meinung, dass man in unserer Branche einiges ausprobieren sollte." Er selbst hat acht Stationen in seinem Berufsleben absolviert, ehe er sich mit seiner Familie den Traum vom eigenen Hotel erfüllte. Warum er Martin Lehmann übernommen hat, ist schnell gesagt: "Wir brauchten gutes Personal, und Martin hat uns auf ganzer Linie überzeugt." Seit zwei Jahren reagieren gleich zwei junge Männer, wenn der Name Martin durch die Küche schallt. Denn seit mehr als einem Jahr absolviert auch Martin Hienzsch aus Raschau eine Ausbildung im Reich von Küchenchef Andreas Bethke. "Wer Koch werden will, der muss vor allem die Liebe zum Lebensmittel mitbringen und Spaß am Essen haben", lächelt Bethke. Vegetarier oder gar Veganer hätten als Koch kaum eine Chance. Nörgler und Mäkler seien in einer Küche fehl am Platz. "Man muss einfach alles probieren", so Bethke, der Wert auf eine solide Hausmannskost legt.

Genau das gefällt Martin Hienzsch. "Ich mag das Bodenständige", sagt der 19-Jährige. "Ich wollte schon in der 9. Klasse Koch werden. Wir hatten in der Schule Hauswirtschaft, da habe ich Spaß am Kochen gefunden." Mit Bratkartoffeln und Spagetti ging es bei ihm los. Mittlerweile kann er viel mehr. "Im ersten Lehrjahr war ich hauptsächlich für die kalte Küche zuständig, habe etwa Salate zubereitet." Mittlerweile steht Martin auch hinterm Herd.

"Ein Azubi ist bei uns natürlich eine Arbeitskraft. Deshalb ist es wichtig, dass er sich in unser Team richtig einbringt", sagt Hotelchef Schmidt. Das bedeutet auch, dass die Lehrlinge in den Schichtbetrieb, der aus einer Durchschicht von 12 bis 21 Uhr und einer Teilschicht von 10 bis 14 beziehungsweise von 18 bis 22 Uhr besteht, eingebunden werden. "Wir loten die Grenzen des Gesetzes aus, überschreiten sie aber nicht", betont Schmidt.

Sigrid Belich aus Raschau nutze das Infoangebot der Köhlerhütte gemeinsam mit ihrem Enkel. "Ich habe selbst Köchin gelernt und weiß, was dahinter steckt. Das ist kein leichter Beruf. Sollte es aber der Traumberuf meines Enkels Tony sein, werde ich ihn unterstützen." Quelle: Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberger Zeitung, 18.03.2011