Ein Jahr Carsharing in Annaberg-Buchholz: Kostengünstiges und umweltbewusstes Mobilitätsangebot

Seit Mitte Juni 2023 kann man in Annaberg-Buchholz das Carsharing-Angebot von teilAuto nutzen. Die Stadt ist damit einer von 203 Orten, die im letzten Jahr im deutschlandweiten Carsharing-Netz neu hinzukommen sind. Dennoch ist Carsharing in einer Kommune wie Annaberg-Buchholz noch lange keine Selbstverständlichkeit. Viele haben ein eigenes Auto, weil ihr täglicher Pendelweg nicht, oder nicht gut mit anderen Verkehrsmitteln machbar ist. Bei vielen Familien stehen sogar zwei eigene Autos vor der Haustür, die oft nur für wenige Stunden und Kilometer in der Woche genutzt werden.

Gerade für die wenig genutzten Zweitwagen, aber auch für alle, die nicht täglich ein eigenes Fahrzeug benötigen und im Schnitt weniger als 14.000 km im Jahr Auto fahren, kann ein Carsharing-Angebot eine kostengünstige Alternative sein. Aktuell gibt es in der Berg- und Adam Ries Stadt etwa 30 angemeldete Kunden bei teilAuto, darunter auch einige, die die Fahrzeuge dienstlich nutzen.

Die Stadtverwaltung Annaberg-Buchholz nutzt das Angebot ebenfalls für dienstliche Fahrten. „Wir sind froh, solch ein Angebot in unserer Stadt den Bürgern und Gästen sowie auch unseren Mitarbeitern bieten zu können. Das unkomplizierte Handling macht die Nutzung zum Kinderspiel. Wir freuen uns bereits darauf, dass auch noch ein dritter Standort, nach Freigabe der Mobilitätsschnittstelle am Unteren Bahnhof, demnächst dazukommt und so den Bahngästen gleich im Anschluss eine mobile Fortbewegungsmöglichkeit geboten werden kann“, so Oberbürgermeister Rolf Schmidt .

Kostengünstig und umweltbewusst

Sowohl Marianne Gropp (32 Jahre) als auch Michael Burgold (47 Jahre) gehören zu denen, die gleich kurz nach dem Start teilAuto-Nutzende geworden sind. Beide hatten vorher schon vom Carsharing gehört, Michael Burgold kannte teilAuto von Verwandten, die das Angebot in Dresden nutzten. Marianne Gropp wohnt „in Sichtweite des Clios und meldete sich am Tag der Eröffnung spontan als Fahrzeugbetreuerin. Sie befand sich bereits im Überlegungsprozess, das eigene Auto, welches vor allem Geld und Nerven kostete, ab- und stattdessen ein E-Bike anzuschaffen. Eine Woche nach dem Start von teilAuto war sie ihr Auto los, nach zwei weiteren Wochen besaß sie ein E-Bike. Für sie spielen neben dem Kostenfaktor das Bewusstsein, was fürs Klima tun zu wollen, sowie „der Anreiz, Gewohnheiten zu hinterfragen und die Bequemlichkeit zu überwinden“ eine Rolle. Insbesondere dann, wenn man es wie sie kann. Statt wie früher mit dem Auto, fährt sie die 10 km zur Arbeit mit Bus oder E-Bike und ist dadurch deutlich fitter geworden. Auch für Michael Burgold hat Carsharing klare finanzielle Vorteile, er sieht jetzt, „was Autofahren kostet“ und hat „keine Nebenkosten mehr.“ Gleichzeitig ist es sein kleiner Beitrag zum Klimaschutz. Denn: „Als ich noch ein eigenes Auto hatte, hab ich auch öfter eins gebraucht. Jetzt habe ich keins mehr und brauche viel seltener ein Auto.“

Falschparker und Verfügbarkeit

Das größte Problem (nicht nur) für Marianne Gropp sind die Falschparker am Markt. Als einmal einer schimpfte, das teilAuto würde einen Parkplatz wegnehmen, konnte sie ihm erklären, dass das nicht stimmt, da sie selbst ihr eigenes Auto abgeschafft hatte.Zu beachten gilt, dass die Stellplätze am Markt und am GDZ jeweils mit einem teilAuto-Stationsschild sowie der offiziellen Carsharing-Beschilderung nach StVO gekennzeichnet sind. Auf den so markierten Gemeinschaftsauto-Parkplätzen besteht für alle anderen Fahrzeuge absolutes Park- und Haltverbot. Deshalb ist es wichtig, dass Privat-Pkws nicht auf den Carsharing-Stationen abgestellt werden. Fremdparken kann dabei auch durchaus teuer werden. Dem widerrechtlich geparkten Wagen droht ein Bußgeld von 55 Euro.

Eine Sache, die viele Autobesitzer umtreibt, ist die Frage nach der Verfügbarkeit. Damit hatten bislang weder Marianne Gropp noch Michael Burgold größere Schwierigkeiten. Bis auf wenige kurzfristige Ausnahmen konnten sie immer ein Auto buchen, wenn sie eins brauchten. „Grundsätzlich hat teilAuto nicht vor, ein einmal geschaffenes Angebot wieder abzuziehen. Dennoch sollten auch die kleineren Standorte perspektivisch schwarze Zahlen schreiben. Dafür braucht es etwa 30-40 Nutzende pro Fahrzeug. Hier ist also noch Luft nach oben. Aber teilAuto ist überzeugt, dass sich nach und nach weitere Menschen und Firmen in Annaberg-Buchholz anmelden und das Angebot nutzen werden“, so Antje Böttcher vom Verein Verkehrswende in kleinen Städten in Absprache mit teilAuto.

Einfaches Handling – registrieren – Auto buchen - losfahren

Wer sich einmal online registriert hat, kann entweder den Kleinwagen am Markt oder den Hochdachkombi am Gründer- & Dienstleistungszentrum (GDZ) sowie die gesamte teilAuto-Flotte von rund 1.800 Fahrzeugen in 26 Kommunen in Mitteldeutschland rund um die Uhr per App buchen, öffnen und nutzen.

Carsharing unterstützt Menschen, die nur ab und an ein Auto benötigen, und deshalb auf einen eigenen Erst- oder Zweitwagen verzichten möchten. Laut Bundesverband Carsharing ersetzt ein Gemeinschaftsauto im Schnitt acht bis zehn private Pkw und trägt so dazu bei, den Straßenraum nachhaltig zu entlasten.