"Die Tiefe ist nicht mehr das große Problem"
VON THOMAS WITTIG
ANNABERG-BUCHHOLZ - Der Silberbergbau im großen Stil im Erzgebirge ist seit Anfang
des 20. Jahrhunderts Geschichte. Im Dritten Reich lebte er noch einmal kurz auf. Seitdem
wäre aber kaum jemand auf die Idee gekommen, dass Silberbergbau hier zu Lande noch
einmal ein Thema wird. Das sieht inzwischen anders aus, weil ganz einfach die Ressourcen knapper werden. Da lohnt es sich, auch kleine Mengen zu Tage zu fördern. Im Erzgebirge sollen immerhin noch 2700 Tonnen Silber liegen, was aufgrund des Altbergbaus bekannt ist. "Ich bin aber davon überzeugt, dass das viel zu gering bewertet ist", sagte Bernd Meyer , Rektor der TU Bergakademie Freiberg , beim Comenius-Forum am Montagabend in Annaberg-Buchholz.
Für ihn sei es deshalb ganz wichtig, dass relativ zeitnah eine neue geologische Aufnahme des Erzgebirges erfolgt. Bei der Finanzierung dafür müssten Bund beziehungsweise Land helfen, appellierte Meyer an den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Steffen Flath . Erst eine solche Untersuchung werde ein genaues Bild von dem liefern, was tatsächlich noch alles an Ressourcen vorhanden und damit auch abbaubar ist. "Die Tiefe ist für die Förderung heutzutage nicht mehr das große Problem", betonte Meyer. Dank neuester Technik sei inzwischen vieles möglich, was noch vor ein paar Jahren als nicht machbar eingestuft wurde.
Das Fördern von Rohstoffen sei aber nur die eine Seite der Medaille, wenn man von
knappen Ressourcen spricht, so der Professor für Energieverfahrenstechnik und
thermische Rückstandsbehandlung. Die andere Seite befasse sich mit einem bewussteren Umgang mit den Themen Recycling sowie Einsparung von Rohstoffen. Als Beispiel führte Meyer die an der TU Freiberg vorangetriebene Forschung in Sachen Magnesium an. Das Erd-Alkalimetall biete gleich mehrere Vorteile. Zum einen sei es nahezu unbegrenzt verfügbar und zum anderen sehr leicht - konkret etwa 35 Prozent leichter als Aluminium. "Damit ist Magnesium stark im Kommen etwa im Fahrzeug- und Flugzeugbau", erklärte Meyer. Hintergrund: Wegen der geringen Masse eines Magnesiumblechs im Vergleich zu herkömmlichem Stahl könne man wesentlich leichtere Autos bauen. Diese benötigen dann wegen des reduzierten Eigengewichtes entsprechend weniger Kraftstoff beziehungsweise sind dadurch in der Lage, eine größere Reichweite zurückzulegen. Diese Effekte seien gerade im Hinblick auf die weitere Entwicklung von Autos mit Elektroantrieb von enormer Bedeutung, bei denen die Erhöhung der Effizienz im Mittelpunkt stehe.
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger Zeitung, 19.01.2011