Choren baut Holz auf Feldern an

VON STEFFEN JANKOWSKI

FREIBERG - Die Choren Industries GmbH bewirtschaftet in der Region Freiberg derzeit fast 50 Hektar Kurzumtriebsplantagen (KUP) mit schnell wachsenden Pappel- und Weidensorten. "Die Pflanzungen wurden im Frühjahr 2009 und 2010 im Rahmen des EU-Forschungsprojektes Optfuel angelegt. Die erste Ernte wird wahrscheinlich im Winter dieses Jahres stattfinden", erklärt Michael Deutmeyer, der Bereichsleiter Biomasse des Unternehmens, das in Freiberg eine Anlage zur Herstellung flüssigen synthetischen Kraftstoffs aus Biomasse aufgebaut hat.

Pro Hektar sollen 30 bis 50 Tonnen frische Holzhackschnitzel geerntet werden, so Deutmeyer weiter, das entspreche zwölf bis 20 Tonnen Trockenmasse je Hektar. "Die Stämme treiben im folgenden Frühjahr erneut aus und können nach etwa drei Jahren wieder beerntet werden, wobei die Erträge fast doppelt so hoch ausfallen werden", blickt der Fachmann voraus. Eine Plantage könne bis zu 20 Jahre lang so bewirtschaftet werden.

Insgesamt bearbeitet Choren mehr als 250 Hektar Kurzumtriebsplantagen in Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg und im Nordwesten Polens. Der Großteil dieser Flächen sei von der firmeneigenen KUP-Abteilung etabliert worden. Für die kommenden Jahre werde der Ausbau von Energieholzplantagen angestrebt.

"Choren möchte sich dadurch alternative Rohstoffquellen neben der traditionellen Forstwirtschaft und dem Recycling von Altholz für die Biokraftstoffproduktion am Standort Freiberg erschließen", begründet der Bereichsleiter das Engagement. Die Choren-Technologie verwende im Gegensatz zur herkömmlichen Biodieselproduktion keine Nahrungsmittel wie Raps- oder Sojaöl, sondern setze Holz als Grundstoff ein. "Auf diese Weise kann so genannter Biokraftstoff der 2. Generation produziert werden, der auch Reststoffe aus Land- und Forstwirtschaft effizient veredelt, höchsten Kraftstoffanforderungen gerecht wird und ein bedeutend höheres Einsparpotenzial für Treibhausgase als auf Pflanzenöl basierte Biokraftstoffe besitzt", so Deutmeyer.

Kurzumtriebsplantagen stellten für alle Energieholzverbraucher - also ebenso für Biomasse (heiz)kraftwerke, Pelletwerke oder kleinere Holzhackschnitzelkessel - eine langfristig zuverlässige Rohstoffquelle dar. Zugleich könne der Landwirt von einer langfristigen positiven Entwicklung der Preise profitieren. Besonders auf mageren Böden seien Pappel- und Weidenplantagen traditionellen Ackerfrüchten überlegen. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen sehe Kurzumtriebs-plantagen gegenüber anderen nachwachsenden Energieträgern vom Acker, wie dem Mais- und Rapsanbau ökologisch deutlich im Vorteil. So würden Nährstoffauswaschungen, Bodenerosion und -verdichtungen ebenso wie der Düngemittel- und Pestizideinsatz deutlich reduziert. Selbst der Naturschutzbund und immer mehr Politiker begrüßten den Energieholzanbau. Daher steige die Energieholzanbaufläche in Deutschland stetig. Zudem habe sich rund um Freiberg ein starkes KUP-Netzwerk von wissenschaftlichen Einrichtungen, Landmaschinenherstellern, Landwirten, Pflanzdienstleistern und Energieholzverwendern entwickelt, so Deutmeyer. Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 25.02.2011