Berggeschrey im Erzgebirge fällt eher verhalten aus
VON WILFRIED SAWORSKI
OLBERNHAU - Ein neues Berggeschrey im Erzgebirge wird sich in Grenzen halten und nicht mit vorvorherigen Bergbauperioden in der Region vergleichbar sein. Das hat das Olbernhauer Stadtgespräch am Donnerstagabend im Theater, Konzert- und Ballhaus Tivoli ergeben. Gesprächspartner war Reinhard Schmidt, Oberberghauptmann i. R. und ehemaliger Präsident des Sächsischen Oberbergamtes. Der Professor will seine Hand nicht ins Feuer dafür legen, dass in Sachsen "aus 13 vergebenen Konzessionen auch 13 Bergwerke entstehen" werden. Im Erzgebirge sieht Schmidt aus heutiger Sicht nur zwei neue künftige Gruben als gesichert an: eine in Niederschlag und eine in Pöhla.
Weltmarktpreise der Grund
Die Gegend um Olbernhau dürfte vom neuen Berggeschrey weitestgehend unberührt bleiben. Schmidt bestätigte zwar auf eine Frage, dass die SDAG Wismut in den 1970er Jahren in der Gegend nach Bodenschätzen gesucht hat, aber hauptsächlich nach Uran. Von staatlicher Seite wird das Erz jedoch nicht mehr gewonnen. "Ein privater Unternehmer könnte das aber durchaus machen und damit sogar Geld verdienen", meint er. "Doch das ist alles nur Spekulation." Zugleich räumte er mit der Meinung auf, Deutschland sei arm an Rohstoffen: "Das stimmt nicht." Demnach wird zum Beispiel beim Abbau von Braunkohle im Weltmaßstab mit rund 170 Millionen Tonnen jährlich der 1. Platz belegt, bei Feldspat mit rund 4,15 Millionen Tonnen der 2. und bei Salz mit rund 18,6 Millionen Tonnen der 3. Platz. Das erneute Graben nach Kupfer, Silber, Blei, Zinn, Kobalt, Nickel und anderen Bodenschätzen, auch im Erzgebirge, ist auf hohe Weltmarktpreise zurückzuführen. Schmidt: "Dadurch werden Lagerstätten, die nicht erschöpft waren, wieder interessant."
Verein trifft mit Thema den Nerv
Angesichts der 40 Gäste in der Lobby schlussfolgerte Ute Batz, Vorsitzende des veranstaltenden Vereins Tivoli, mit dem Thema Berggeschrey "wieder den Nerv getroffen" zu haben. "Kompetenter als mit unserem heutigen Gesprächspartner geht es kaum", sagte sie. Reinhard Schmidt lobte die Erzgebirger für ihr "Wissen über den Bergbau und das sehr große Interesse".
Quelle: Freie Presse, Ausgabe Marienberger Zeitung, 18.02.2012