Annaberg-Buchholzer erhält Literaturförderpreis
VON CRISTINA ZEHRFELD
ZWÖNITZ /ANNABERG - Jörg Seifert ist vor allem als Bildender Künstler und Leiter des Kunstkellers in Annaberg-Buchholz bekannt. Jetzt ist der 1968 in der Kreisstadt geborene Künstler für sein lyrisches Werk ausgezeichnet worden. "Ich kenne von Jörg Seifert nicht einmal 20 Gedichte, doch schon als ich seine ersten Verse las, wusste ich, das ist ein Dichter", meinte Laudator Matthias Zwarg.
Für Jörg Seifert ist das Schreiben längst nicht die Hauptbeschäftigung, doch er betreibt es mit großer Ernsthaftigkeit: "In der Pubertät habe ich mit Schreiben angefangen. Viele hören später wieder auf, aber ich habe immer weitergeschrieben." Ein Gedicht wurde in der "Freien Presse" abgedruckt, andere in eine Anthologie aufgenommen, doch größere Publikationen sind bis jetzt ausgeblieben.
Mit Kunst hatte Seifert unterdessen immer zu tun. Nach dem Abitur absolvierte er ein Praktikum am Winterstein-Theater, anschließend hat er ein Studium zum Bühnenbildner an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden absolviert. Danach war er hauptberuflich als Sachbearbeiter tätig und hat sich nebenberuflich mit Malerei, Grafik, Plastik und Objekten beschäftigt. Seit 1998 leitet Jörg Seifert ehrenamtlich den Annaberger Kunstkeller und wie Zwarg betont: "Er ist nicht nur Dichter, sondern auch Künstler und Kunstorganisator. Er hat der Kunst sein Leben gewidmet,, und er hat die Annaberger Kunstszene aufgebaut." Den Laudator begeistert die lyrische Sprache von Seifert, die sich oft auch derber Metaphern bedient. So lobt Zwarg den "gelungenen Balanceakt des Lebens zwischen Tragik und Glück" bei einem Gedicht zum Tod des Regisseurs Christoph Schlingensief. Gern nimmt Seifert Gedichte von Schreiberkollegen zum Anlass für eigene Gedanken. Hin und wieder verarbeitet er den Tod eines Künstlers mit poetischen Mitteln. "Ich möchte das, was mich beschäftigt, auf den Punkt bringen", so Seifert. Dafür hat er seinen eigenen Stil gefunden. "Die Texte sprechen für sich", so Zwarg.
Seifert tut sich schwer damit, zu schätzen, wie viele Gedichte er inzwischen geschrieben hat. "Nicht alles, was man in 15 Zeilen presst, ist ein Gedicht." Vielleicht 100 hat er in seinen Mappen und er hofft, dass ein Teil davon als Gedicht bestehen kann.
Vor der Jury des Literaturförderpreises haben die Texte bestanden. Zwarg: "Man kann sich solche Preise nicht verdienen. Man bekommt sie, oder man bekommt sie nicht. An der Qualität der Texte ändert ein Preis nichts."
Und so will Jörg Seifert weiterschreiben. Nicht als Hauptbeschäftigung, aber immer wieder, immer wenn er Ideen hat. Die Verleihung des jetziges Förderpreises kam für ihn überraschend. Die Bedeutung dieser Anerkennung formuliert er: "Es ist für mich eine Ermutigung." Quelle: Freie Presse, Ausgabe Annaberger zeitung, 11.05.2011