50 Firmen stellen sich vor

Mit einem Berufsbildungstag soll am Sonnabend in Freiberg Schülern die Qual der Wahl erleichtert werden.

Von Maria Lotze Freiberg - Die Zahl der Lehrlinge nimmt immer mehr ab, viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt. Die Schulabgänger von heute haben die Qual der Wahl. Sie können zwischen verschiedenen Angeboten wählen und sind nicht mehr auf wenige freie Stellen angewiesen.  

Eine Gelegenheit, sich einen Überblick über derzeitige Lehrstellen in der Region zu informieren, bietet am Sonnabend ein Berufsbildungstag im Beruflichen Schulzentrum (BSZ) in der Turnerstraße 5 in Freiberg. Insgesamt werden sich 50 Firmen sowie fünf berufsbildende Schulen vorstellen. Die Veranstaltung wurde von der Gesellschaft für Strukturentwicklung und Qualifizierung Freiberg (GSQ) in Zusammenarbeit mit dem BSZ für Ernährung, Hauswirtschaft, Agrarwirtschaft und Körperpflege organisiert.

Mit dabei ist unter anderem die Freiberger Landschaftsgestaltung, Straßen-, Tief- und Wasserbau GmbH (LSTW). Der Betrieb sucht Jugendliche, die sich zum Straßenbauer ausbilden lassen wollen. Derzeit sind bei der LSTW elf Lehrlinge beschäftigt, aber die Firma hätte auch gern mehr genommen. "Die Leistungen der Bewerber haben einfach nicht gepasst", erklärt Grit Scharkus, die für Lohn und Personal verantwortlich ist, die freien Kapazitäten.

"Das Wichtigste, um bei Schülern das Interesse zu wecken, ist die Öffentlichkeitsarbeit."

Petra Peukert Ausbildungsleiterin bei der Sparkasse Mittelsachsen

Doch nicht nur die schulischen Leistungen seien ausschlaggebend, sondern auch die praktischen Fähigkeiten. Der Betrieb bietet eine Probearbeitszeit an, um zu erfahren, wie die Bewerber mit der Arbeit zurechtkommen. Im Vorfeld können die Schüler auch ein Praktikum absolvieren, damit sie einen Einblick in das bekommen, was sie erwartet. "Wir nutzen die vielfältigen Angebote, zum Beispiel Ausbildungsmessen, um uns den Schülern vorzustellen", sagt Scharkus.

Probleme, seine fünf Lehrlingsstellen zu besetzen, hatte auch das Freiberger Hotel "Alekto". "Es hat zwar geklappt, aber nur mit Schwierigkeiten. Die Kompetenzen fehlten bei den Bewerbern", erzählt der Hoteldirektor Peter Miether. Aufgrund des Mangels an Bewerbern für die Stellen als Koch und Hotelfachleute bietet das Hotel nun auch wieder eine Lehrstelle für Restaurantfachleute an. Die Anforderungen an die Bewerber herunterzuschrauben, wäre für Miether keine Lösung des Problems. Wichtiger sei ihm, mit Qualität die Schüler anzulocken. "Wir sind seit zehn Jahren für die Qualität unserer Ausbildung bekannt. Einige unserer Lehrlinge gehörten zu den Besten ihres Jahrgangs", so der Direktor. Ein besonderes Konzept, um die Jugendlichen am 20. November zu überzeugen, hat das Hotel nicht. "Einige Lehrlinge werden selbst vor Ort sein und den Schülern erzählen, wie es bei uns ist", verrät Miether.

Die Sparkasse Mittelsachsen hat ihr Bewerbungsverfahren der modernen Zeit angepasst. "Generell nehmen wir nur noch Online-Bewerbungen an. Am 20. November nehmen wir einen Laptop mit, sodass wir eventuelle Bewerbungen sofort registrieren können", erklärt Ausbildungsleiterin Petra Peukert. Die Umstellung habe zunächst zu einem Knick geführt, da viele Schüler ihre Bewerbung erst mit der Post vorbeigeschickt haben und dann die Lust verloren, sie noch einmal auf elektronischem Weg zu senden. "Aber nicht nur deshalb sind bei uns noch Kapazitäten offen. Neben den fehlenden Leistungen hatten einige Bewerber auch nicht die richtige Persönlichkeit für die Arbeit als Bankkaufleute", begründet Peukert die unbesetzten Stellen. Den Trend zu weniger Bewerbern gebe es bei der Sparkasse schon seit zwei bis drei Jahren. "Das Wichtigste, um bei den Schülern das Interesse zu wecken, ist die Öffentlichkeitsarbeit. Wir schicken unsere Azubis an die Schulen, damit sie von ihren Erfahrungen bei uns berichten", so die Ausbildungsleiterin. Zudem ist die Sparkasse Mittelsachsen bereit, ihre Anforderungen etwas herunterzusetzen. Früher war eine Zwei in Mathe ein Muss, heute wäre auch eine Drei in Ordnung, so Peukert. "Entscheidend ist die praktische Arbeit."

 

 

Quelle: Freie Presse, Ausgabe Freiberger Zeitung, 16.11.2010